Hellgate: London kolumne spielen warum spaß

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Warum wir Spielen

Aus der Ferne vernimmt man nur ein sporadisches Klackern, ein hektisches Klicken - unterbrochen nur von gelegentlich auftretenden menschlichen Lauten. Stöhnt da etwa jemand? Freut er sich? Leidet er gar Schmerz und Pein?
Sollte der unbedarfte Beobachter voller Neugierde einen Blick in die dunkle, durch Cola und Pizzareste aromatisierte Höhle wagen, so würde sich ihm ein abstraktes Bild bieten.

Zusammengekauert wie ein Sack Kartoffeln sitzt da eine schwitzende Person vor einem flimmernden Rechteck. Irgendwelche schaumstoffartige an Mickey-Mouse-Ohren erinnernde Auswüchse zieren den Kopf. Wie schwarze Schlangen winden sich undefinierbare Kabel um Hals und Körper, und ein besonders dickes reicht sogar vor bis zum Kinn, das die letzte Schlacht gegen die kalte Pizza noch nicht so ganz vergessen zu haben scheint.

Wie hypnotisiert starrt diese scheinbar auf diesen Folterapparat festgezurrte Person in die einzige Lichtquelle, die nur wenige Handlängen entfernt lautlos bunte Bilder produziert.
Da! Ein Aufschrei verlässt urplötzlich den Mund. Die Finger hacken voller Hektik auf ein Gerät, das den Eindruck erweckt, nur ein kranker Geist könne sich eine derartige Konstruktion ausdenken. Die andere Hand fährt nicht minder hektisch und klickende Geräusche produzierend so ruckartig kreuz und quer über die Tischplatte, dass einem Schreinermeister vor Neid wohl der Hobel stumpf würde. Zu allem Unheil wird die ohnehin schon absurde Geräuschkulisse noch durch scheinbar irre Wortfetzen und Kommandos ergänzt, die kaum verständlich in den Raum gebellt werden.

Sind wir mal ehrlich: Einem stummen Zuschauer muss unsere
liebste Freizeitbeschäftigung schon sehr merkwürdig vorkommen.



Was fesselt uns also Tag für Tag, oder sollte ich besser sagen: Nacht für Nacht, an dieses Folterinstrument? Was gibt uns den Kick, für den wir so viele Vorurteile in Kauf nehmen, wie wir Spieler sie derzeit von allen Seiten serviert bekommen?

Ist es die Flucht vor der Realität? Oder gar die Flucht in eine Realität? Ist es der kindliche Spieltrieb, die Neugierde? Die Suche nach Anerkennung und Status durch virtuelle Leistung und Besitz? Ist es Selbstbestätigung durch Erreichen festgesteckter Ziele wie maximaler Level, seltene Items, schwere Quests, mächtige Gegner?

Ein dem Hobby nicht zugewandter aufgeklärter Mensch könnte uns provokativ die Frage stellen, warum wir soviel Zeit in die Perfektion virtueller und erdachter Charaktere stecken und dabei so wenig Zeit in die Perfektion des eigenen Selbst? Warum also dem Krieger die Muckis wachsen lassen, damit er schwerere Äxte stemmen kann, wenn wir selbst kaum noch die Pizzaschachtel halten können? Warum stundenlanges Goldfarmen für das teure Reittier, wenn unser eigenes Konto einige Stundenlöhne ebenso durchaus verdauen könnte?

Neutral betrachtet müssten wir uns wohl alle fragen:
Bin ich eigentlich noch zu retten?



Doch so einfach ist es sicher nicht. Den Spieler. Den Prototypen, den gibt es nicht. Spieler: das sind wir alle. Spätestens seit World of Warcraft sind alle Grenzen gesprengt, hat die Sucht in jede Schicht, in jedes Alter und in jedes Geschlecht Einzug gehalten. Es hat sich also bestätigt, was viele schon lange vermutet haben:

Spielen verbindet.



Spielen schafft Gemeinsamkeiten, Freundschaften, Zusammenhalt und Communities - über alle Hindernisse hinweg. Da spielt es keine Rolle mehr, wo man herkommt, welchen Namen man trägt, welcher Religion man angehört oder wie alt man ist. Spielen schafft soziale Systeme, Hierarchien, Wettbewerb und Herausforderung. Doch vor allem schafft Spielen eines: Spaß und Entspannung fernab des Alltags.

Es ist absolut unerheblich, wie der einzelne diese für sich findet. Ob als anerkanntes Mitglied in einem Forum oder einem Clan, als Mitstreiter einer Rangliste, als Sammler von Items, als Löser von Quests, als Kontrahent im Duell oder als Hersteller virtueller Gegenstände. So unterschiedlich wie wir Spieler ... wie wir Menschen ... sind, so unterschiedlich ist unsere Motivation. Nur eines lässt sich daraus erkennen: Man kann uns nicht über einen Kamm scheren. Wir spielen, weil wir Menschen sind, weil wir gemeinsame Erfahrungen teilen möchten. Weil wir im Kollektiv stark sind, weil wir von Grund auf soziale Wesen sind.

Birgt diese soziale Bindung aber nicht doch auch eine Gefahr? Der Mensch ist seit Anbeginn seiner Zeit auf soziale Kontakte angewiesen, das hat ihn die Evolution gelehrt.
Zum ersten Mal in dieser langen Geschichte verlagern sich diese Kontakte nun in eine virtuelle Welt. Die Menschen, die wir dort treffen und mit denen wir dort spielen, sind meist nicht teil unseres realen Umfeldes. Wann also ist die Dosis einer virtuellen Gemeinschaft schädlich? Ab wann besteht die Gefahr, einer Isolation in der realen Welt?
Und was zählen virtuelle Gemeinschaften und Kameradschaften überhaupt, wenn man sie mit einem Knopfdruck beenden kann? Wann wird unser Hobby zur Sucht, mit all den suchtbegleitenden negativen Auswirkungen?

geschrieben von Torytrae | 19 Kommentare | kommentieren

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