Hellgate: London hellgate, london, skill, classics, Anforderungen, Können, Herausforderung, geistig, motorisch, Hirn, Reflexe

Skill vs. Können

Computerspiele unterliegen wie alles andere in der Welt einem zeitlichen Wandel und langsamen Veränderungen. Am offensichtlichsten ist diese ständige Variation wenn man die Grafik betrachtet. Zwischen einem schwarz-weißen Pong und einem Crysis liegt ein langer Weg. Aber neben der Optik gibt es auch eine ganze Zahl weniger oberflächlicher Dinge, die genauso diesem Wandel unterliegen. Einen dieser Aspekte wollen wir nun genauer unter die Lupe nehmen: Die Anforderungen an den Spieler. Diese haben sich zwar nicht annähernd so drastisch verändert wie die Grafik, im Gegensatz zu den grafischen Verbesserungen lässt sich hier aber darüber streiten, ob die Veränderungen zum Vorteil waren!

Viele Spieler schwärmen von der guten alten Zeit, als die Spiele angeblich noch innovativer
und vom Gameplay her viel besser und abwechslungsreicher waren.

Reine Nostalgie, oder ist den Spielen tatsächlich etwas verloren gegangen? Denken wir doch mal darüber nach, was viele diese hochgeschätzten Klassiker wirklich ausgemacht hat. Was war an diesen alten Spielen so anders? Nun ich kann es euch sagen: Es gab rundenbasierte Spiele die oft viel taktisches Geschick und eine Menge an Überlegungen und Planung verlangten. Es gab Puzzlespiele die komplexe Logik erforderten. Es gab Adventures deren Rätsel oft wahre Kopfnüsse waren. Die meisten dieser Spiele forderten die mentalen Fähigkeiten des Spielers.

Wie sieht das aber heutzutage aus? In RTS-Spielen geht es hauptsächlich darum seine Strategie so schnell wie nur irgend möglich durchziehen zu können. Geschwindigkeit hat das taktische Geschick auf den zweiten Platz verdrängt. In FPS geht es fast ausschließlich um Reaktionsvermögen und Zielgenauigkeit.

Wenn ein Gamer heute von 'Skill' spricht,
meint er damit rein motorische Fähigkeiten!

Logisches Denken, um die Ecke (bzw. Out of the Box) denken zu können ist nicht mehr notwendig. Die Spiele haben die meisten ihrer geistigen Herausforderungen verloren, stattdessen sind nun Geschick, Reaktion, Schnelligkeit, Hand-Augen-Koordination gefragt.

Mit Grips und Köpfchen gewinnt man heute keine Spiele mehr;
nur mit schnellen Fingern, stundenlanger Übung und guten Reflexen.

Könnte das einer der wichtigsten Gründe dafür sein, warum uns viele moderne Spiele oft einfach langweilen? Weil wir mental weit unterfordert sind? Weil wir auch Herausforderung für unseren Verstand suchen, und nicht nur für unsere Motorik? So viele Spiele verkaufen den Spieler für dumm: Die Handlung ist oft klischeehaft bis stark vorhersehbar, alle Aufgaben im Spiel sind klar erklärt, man braucht nur mehr dem leuchtenden Pfeil zu folgen. Denkarbeit wird uns so gut wie gar keine mehr zugemutet, knifflige Aufgaben sind selten, während Zeitdruck und repetitive Tätigkeiten allgegenwärtig sind.

Ich will wieder Spiele mit mehr Hirn!