Hellgate: London hellgate, london, release, bug, rückblick

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Sechs Monate danach

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Daran, dass Hellgate sowohl von den Fans, als auch von den Redakteuren der Spielepresse in der Luft zerissen wurde, ändert das natürlich nichts. In einer angesehnen Tageszeitung wurde erst vor kurzem die Berichterstattung über gewisse politische Vorfälle mit der sogenannten "feeding frenzy" von Haien verglichen: Hat ein Hai erstmal einen kleinen Happen von der Beute abbekommen, verfällt er Blutrausch und Raserei, egal ob die tatsächliche Größe der Beute den Aufruhr überhaupt rechtfertigt.

Genau dasselbe passiert in der Berichterstattung der Boulevardpresse, genau dasselbe passierte in der Berichterstattung über Hellgate. Man hatte Blut gewittert, und plötzlich wurde auch über Fehler hergezogen und gelästert, über die man bei allen anderen Spielen galant hinwegsieht, oder für die man normalerweise ein Auge zudrückt. Jede Kleinigkeit wurde aufgepusht und zu einem Kapitalverbrechen hochstilisiert.

Wenn man sich so manche Berichte durchliest, müsste man meinen, Hellgate sei das schlechteste Spiel aller Zeiten. Nun, wenn ich mir den reinen Multiplayer-Action-RPG-Markt ansehe, sehe ich derzeit kein Spiel das besser ist. Loki, Silverfall, Two Worlds, Titan Quest und wie sie alle heißen mögen... Ja, darüber kann man jetzt streiten, weil das natürlich sehr subjektiv ist, aber gerade im Onlinebereich, wo diese Spiele alle nur simples Matchmaking von Spielergehosteten Games bieten, ist Hellgate um Welten voraus. Im Singleplayerbereich gibt es bessere Spiele als Hellgate, alleine schon deshalb, weil im Singleplayer die Story, die Handlung von zentraler Wichtigkeit ist und die Story wirklich nicht die große Stärke von Hellgate ist.

"Viele negative Kritiken und Beschwerden über das Spiel
entstanden nur dadurch, dass hier die Messlatte
generell viel höher angelegt wurde als bei allen anderen."

Im Bereich der MMOs wird es schwierig. Was ist ein MMO überhaupt? Ursprünglich, damals als das Wort "MMO" noch mehr bedeutet hat und noch nicht zu einem reinen Verkaufsgag verkommen war (auch das Wort "Innovation" ist inzwischen ja nur noch ein nichtssagender Werbespruch), verstand man unter MMO ein Spiel das eine persistente Welt bot. Streng genommen fallen aus dieser Definition sowohl Everquest 1 2, als auch World of Warcraft heraus, weil deren Welten nicht wirklich persistent (sondern statisch) sind.

Seit dem Release von World of Warcraft wurde die Definition von "MMO" in Wikipedia mindestens zweimal völlig umeditiert und inhaltlich total verändert... inzwischen ist die Bedeutung von MMO ein schwammiges etwas, und zu unterscheiden, was denn nun dazugehört und was nicht, ist wirklich schwierig.

Ob Hellgate nun ein gutes MMO ist bzw. ob es überhaupt ein MMO ist, darüber kann man wohl stundenlang streiten. Fakt ist: es hängt davon ab, was der einzelne unter MMO versteht, und was er sich davon erwartet. Viele Leute kennen einfach nur WoW, und erwarten deshalb genau dasselbe von jedem anderen MMO. In dieser Hinsicht kann Hellgate nicht Punkten.

Es gibt einfach zwei grundsätzlich verschiedene Herangehensweisen an ein Spiel. Entweder ist es Entspannung, Unterhaltung und einfach Spiel auf Knopfdruck, dann wann ich möchte und Zeit dafür habe, solange ich möchte und Zeit dafür habe - oder es ist anstrengende, fordernde, und zeitaufwändige Arbeit, die dafür Ergebnisse liefert auf die man wirklich Stolz sein kann. Hellgate funktioniert nach dem ersten Prinzip, das typische MMO nach dem zweiten. Hellgate bietet vollen Gildensupport mit allem was für ein MMO benötigt wird, aber im Unterschied zum typischen MMO muss man nicht zwingend einer großen Gilde angehören um etwas erreichen zu können.

Hier liegt schon ein großer Enttäuschungspunkt vieler Spieler begraben. Sie hatten sich von Hellgate erhofft, dass es schnell und frei zu spielen ist, ohne sein halbes Leben danach planen zu müssen, aber trotzdem dasselbe Gefühl des Stolzes bietet etwas erreicht zu haben. Das funktioniert nicht. Man kann nur das Gefühlt haben etwas erreicht zu haben und wirklich Stolz darauf sein, wenn man dafür wirklich etwas investieren musste. Sonst fühlt es sich "geschenkt" an, und hat nicht denselben Wert. Hier führte eine völlig utopische, nicht realisierbare Wunschhaltung zu herben Enttäuschungen, die dann sofort wieder in die "feeding frenzy" überwechselten, in der die Spieler sich ihren Frust von der Seele ließen in dem sie ausnahmslos Alles an dem Spiel schlechtredeten.

"Man kann nicht das Gefühl haben,
etwas erreicht zu haben, und Stolz darauf zu sein,
ohne vorher wirklich Arbeit investieren zu müssen."

Hier stellt sich die große Frage: Was erwarte ich von einem MMO? Lockeren Spaß und Unterhaltung gemeinsam mit anderen, oder wirklich etwas Investieren zu müssen, und wirklich etwas erreichen zu können (das mir Anerkennung und Bewunderung anderer einbringt)?

Gut und dann gab es da noch die Spieler die sich erhofften dank dem Marksman wird Hellgate wie UT3 nur besser, und waren dann enttäuscht weil es ja doch 'nur' ein RPG ist... gut, dazu sag ich lieber erst gar nichts.

Und dann fordert Hellgate auch von denen noch ein drastisches Umdenken, die ohnehin der Kerngruppe der Hack'n'Slay-Spieler angehören. Der Wechsel auf die Egoperspektive verändert das Spielfeeling total, und natürlich fühlen sich viele alte Fans dabei unwohl. Das Setting, einmal etwas wirklich innovatives, fernab vom abgelutschten Zwergen-Elfen-Orcs-Einheitsbrei, liegt vielen auch wie ein Stein im Magen, einfach deshalb weil es so unvertraut und ungewohnt ist, und man sich nicht schon seit Jahren darin zuhause fühlt.

Tja, Innovation ist das große Schlagwort der Branche, aber wenn man sich die Spiele der letzten Jahre ansieht... alles was wirklich innovativ war, hat im Verkauf gefloppt. Wer laut "Innovation" schreit, muss dann auch bereit sein, umzulernen, weil sofort zuhause fühlen kann man sich nur in Altbekanntem.

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geschrieben von streitmonolog | 61 Kommentare | kommentieren

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