Hellgate: London Eine Story von Loyd, dem Helden im Hellgate-Universum.

Du bist hier: Home -> Stories -> Der Schläfer

Der Schläfer

Seiten: << 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 >>

Teil 21: Begegnung

Wie gerne hätte Lloyd mit Avena über diese Vision gesprochen. Doch irgendwie schämte er sich das Thema anzusprechen während Pretor zuhörte. All diese Traumbilder die ihm widerfuhren... Lloyd wusste nicht wieviel davon er aus sich selbst gebar, und wieviel von 'außen' kam. »Wahrscheinlich sind es ganz einfach nur Wahnvorstellungen«, sprach die Stimme des Sarkasmus, doch Lloyd ignorierte sie. Alles was er in seinen Visionen sah war für ihn mit starken Empfindungen und Gefühlen behaftet. Diese Sachen arbeiteten in ihm und veränderten ihn, und auf ihre eigene Art und Weise waren sie etwas ganz persönliches, intimes. Er hatte keine Hemmungen sie Avena anzuvertrauen, denn er vertraute ihr, liebte sie. Doch in Gegenwart von Pretor konnte er einfach nicht darüber zu sprechen. Und es war unmöglich den Templer einfach mal kurz wegzuschicken, damit er unter vier Augen mit Avena sprechen konnte.

Fast zwei Stunden waren sie bereits unterwegs, und obwohl die gesamte Umgebung mit Spuren von Dämonen übersäht war, waren sie noch keinem einzigen begegnet. Diese äußerst ungewöhnliche Ruhe war sehr, sehr verdächtig. Irgendetwas stimmte nicht. Wenn die Straßen dieses Viertels so ruhig und verlassen dalagen, musste irgendetwas Großes im Gange sein. Auch wenn kein Wort gesprochen wurde, konnte Lloyd fühlen wie auch Avena und Pretor zusehendes nervöser wurden. Die Anspannung wuchs beinahe ins unermessliche.

Oft glaubte Lloyd irgendwo in seinem Augenwinkel einen Schatten vorbeihuschen sehen zu können, doch wenn er sich herumdrehte um nachzusehen war absolut nichts zu erkennen. Tief in seinem Inneren warnte ihn eine Stimme, dass sie beobachtet wurden. Zu alledem gesellte sich auch noch ein ausgesprochen dichter Nebel. London war berühmt für seinen Nebel, in dem man oft nur wenige Meter weit sehen konnte, aber das hier war etwas anderes. Dieser Nebel wirkte so unnatürlich und gespenstisch, dass es wirklich beängstigend war. Die hohe Luftfeuchtigkeit verstärkte alle Geräusche und konnte sie über große Entfernungen tragen, und dennoch herrschte eine Totenstille die nichts Gutes zu verheißen haben konnte.

Das Gefühl blindlings in eine Falle zu tappen verstärkte sich mehr und mehr. Auch wenn Lloyds Verstand sich bemühte hunderte Begründungen dafür zu finden, warum es nicht möglich war, dass die Dämonen einen Hinterhalt planten, wuchs die innere Gewissheit, dass es dennoch so war. Und trotzdem trugen Lloyds Beine ihn einfach weiter, immer voran, als wüssten sie den Weg. Lloyd bemerkte, dass er unbewusst die Führung übernommen hatte, und die beiden anderem ihm folgten. Ohne ein Wort zu sprechen oder ein Handzeichen auszutauschen hatte man sich scheinbar darauf geeinigt, dass nur Lloyd wusste, wohin der Weg sie führte. Und Lloyd ging sicheren Schrittes voran, wie von einer lieblichen Stimme gelockt.

Seltsame Schatten irrten durch den immer dichter werdenden Nebel, und doch stießen die drei niemals auf irgendwelche Dämonen oder Monster. »Fast als würde man dich erwarten...«, flüsterte die Stimme der Angst in Lloyds Kopf. Dann tauchte plötzlich der grotesk verzerrte Umriss eines Dämons vor Lloyd aus dem Nebel. Unsagbar verkrümmte Gliedmaße ohne jegliche erkennbare Form oder Symmetrie spreizten sich von einem klobigen, fast drei Meter hohen Körper. Gelenke an den seltsamsten Stellen ließen nicht nur die 'Arme' in unnatürlichen Winkeln abstehen, sondern ebenso die überlangen, spindeldürren Fingern. Lloyd verharrte ebenso regungslos wie die Gestalt ihm Gegenüber.

»Es ist nur ein Baum.«, sagte die Stimme der Vernunft, doch Lloyd war sich nicht sicher ob ihr trauen konnte. Zu verkrüppelt war dieses Gewächs, und es strahlte eine bösartige Aura aus, die Lloyd frösteln machte. Außerdem gab es in diesem Stadteil gar keine Bäume, warf Lloyds Erinnerung ein. Lloyd blickte sich beklommen um. Es waren keine Häuser mehr zu erkennen. So dicht konnte der Nebel doch nicht sein, dass sich nicht mal mehr die Dächer der Gebäude an der Straßenseite vom Himmel abhoben. Lloyd beschloss seitlich abzubiegen. »Um die Häuser wieder sehen zu können«, sagte er zu sich selbst, aber in Wirklichkeit wollte er nur einen Bogen rund um diesen unmöglichen Baum machen. Keinen Schritt wollte weiter in dessen Nähe tun.

So umrundete er den verkrüppelten, laubfreien Baum in respektvollem Abstand. Häuser bekam er dennoch keine zu Gesicht. Der Boden wurde seltsam weich, gab unter den Füßen nach wie nasse Erde und machte manchmal dabei schmatzende Geräusche. Er war dunkel wie geronnenes Blut und verströmte einen unangenehmen, faulenden Geruch. Lloyd konnte sich nicht des Verdachtes erwehren über lebendes Fleisch zu laufen, vermied es aber sicherheitshalber sich den Boden genauer anzusehen. Er hatte komplett die Orientierung verloren. Es gab in diesem gesamten Stadtteil nirgends einen Park oder Bäume, geschweige denn so große unbebaute Flächen. Das unangeneheme Gefühl sich gänzlich verirrt zu haben nagte an Lloyds ohnehin bis zum zerreissen angespannten Nerven. Und noch immer war nirgendwo ein Dämon aufgetacht. Ganz nahe dem Zentrum der Stadt, wo ihre Konzentration am allerhöchsten ist.

Plötzlich umwehte Lloyd eine dichte Nebelschwade, so dass er kaum noch seine Hand vor Augen sehen konnte. Lloyd blieb stehen und spähte angestrengt in alle Richtungen in der Hoffnung möglichst bald wieder etwas sehen zu können. Er könnte fühlen wie Avena seinen Arm berührte. Dann war die Nebelbank vorrüber und Lloyd gefror der Magen zu einem Klumpen Eis. Er stand direkt vor dem Baum von zuvor. Auch Avena entfuhr ein leiser Aufschrei des Erstaunens. Der Baum war noch nicht dagewesen, bevor die Nebelbank Lloyd die Sicht genommen hatte, dessen war sich Lloyd ganz sicher.

Mit wackeligen Knien machte er vorsichtig ein paar Schritte zurück. Er konnte fühlen wie sich Panik in ihm ausbreitete und es fehlte nicht viel, dass er sich umdrehte um schreiend das Weite zu suchen so schnell seine Beine ihn tragen konnten. Aber er wusste, wenn er sich umdrehte und nur einen Schritt lief, würde er nicht mehr stehenbleiben bevor sein Kreislauf versagte und er einfach zusammenbrach. Falls er nicht schon vorher von einem Dämon getötet wurde. Er musste einfach weitergehen. Aber nicht so nahe an diesem Baum vorbei.

War es überhaupt derselbe Baum wie zuvor? Die Ähnlichkeit war gravierend, doch Lloyd bildete sich ein die Äste waren irgendwie anders angeordnet. Aber dennoch... konnten sich zwei verschiedene Bäume so ähnlich sehen? Lloyd ging weiter rückwärts, bis ihm die Distanz groß genug vorkam, dann machte er einen großen Bogen rund um dem Baum, ohne ihn dabei aus den Augen zu lassen. Als Lloyd für den Bruchteil einer Sekunde nach vorne blickte um nirgends dagegen zu laufen, bewegte sich der Baum. Lloyd wirbelte herum, doch er konnte keine Bewegung mehr sehen. Und doch bildete er sich ein, dass der oberste Ast nun in einem anderen Winkel wegstand als zuvor. Oder sah das nur so aus, weil er den Baum nun von der anderen Seite sah?

Plötzlich versank Lloyd mit einem Bein bis über den Knöchel im Schlamm. Erschrocken blickte er nach unten, während er seinen Fuß mit einem lauten 'Schmatz' wieder befreite und mit den Armen rudern musste um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Als er sich wieder umblickte war der Baum fort. Lloyd strengte seine Augen an so gut er nur konnte, doch die Umrisse waren einfach verschwunden. Kurz bevor er eingesunkten war, hatte er das seltsame Gewächs noch deutlich sehen können, jetzt war es weg. »Vermutlich ist einfach nur der Nebel dichter geworden«, meinte die Stimme der Vernunft, aber ohne große Überzeugungskraft. Lloyd überlegte sich, ob er ein paar Schritte zurück machen sollte, um sich zu vergewissern, dass der Baum noch an Ort und Stelle war. Aber was wenn er nicht mehr da war? Die Angst davor der Baum könnte weg sein war zu groß, und Lloyd beschloss lieber nicht nachsehen zu gehen. Entschlossen drehte er sich wieder um und stapfte weiter, während er versuchte die Stimme der Panik aus seinen Gedanken zu verdrängen.

Das stundenlange Schweigen lastete schwer auf ihm, und er sehnte sich danach Avenas Stimme zu hören. Und doch wagte er es nicht selbst die Stille zu durchbrechen. Er versuchte den Mund zu öffnen um Avenas Namen zu flüstern, doch er konnte es nicht. Seine Stimme versagte, kein Ton war zu hören. Kalter Schweiß sammelte sich auf seiner Stirn.

Und plötzlich stand Loyd an einem Abgrund. Wie abgehackt fand der Boden vor seinen Füßen ein jähes Ende und führte senkrecht in die Tiefe hinab. So tief, dass man durch den Nebel den Talboden nicht zu erkennen vermochte. Lloyd blickte hilfesuchend nach links und nach rechts, doch soweit seine eingeschränkte Sicht ihm zu sehen erlaubte, setzte sich der Abgrund in beide Richtungen unverändert fort.

»Willkommen«, sagte plötzlich eine weibliche Stimme knapp hinter Lloyd, und sein Herz drohte ihm vor Schreck aus dem Halse zu springen. Panisch wirbelte er herum, und wäre dabei um ein Haar über die Klippe gestürzt, nur um in das Anlitz einer verführerischen jungen Frau zu blicken. Ein eiskaltes Lächeln umspielte ihre Lippen und ihre Augen glitzerten amüsiert, als Lloyd sie ansah. Sie war von unirdischer Schönheit, und begehrenswerter als jedes weibliche Wesen, das Lloyd jemals gesehen hatte und er konnte fühlen wie ein unbändiges Feuer in seinen Lenden erwachte. Pretors unwillkürliches Keuchen verriet Lloyd, dass es ihm nicht anders erging, und seltsamerweise schien auch Avena gefangen im Bann der Schönheit dieses teuflischen Wesens.

Sie kicherte und funkelte bösartig mit ihren Augen. »Ich habe alles für dein Kommen vorbereitet«, sagte sie an Lloyd gewandt.

Seiten: << 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 >>

geschrieben von streitmonolog | 102 Kommentare | kommentieren

Du bist hier: Home -> Stories -> Der Schläfer

Hellgatelondon.de ist keine offizielle Webseite der Flagship Studios/EA . Hellgate London und Flagship Studios sind eingetragene Markenzeichen von Flagship Studios Inc.
Impressum | Werben | Spore | Mythos Fanseite | Starcraft 2

hellgatelondon foto (c) flagshipstudios

Forum | Registrieren

Benutzername:
Passwort:







Hellgate London macht mir noch mehr, ganz, ganz, ganz viel freude





nichts über hellgate london!
KeinInhalt