Hellgate: London Eine Story von Loyd, dem Helden im Hellgate-Universum.

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Der Schläfer

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Teil 12: Lloyd der Templer

Völlig in Gedanken verloren folgte Lloyd dem Rüstmeister des Unterschlupfes durch enge, gemauerte Gänge. Wieder hatte sich ihm ein neues Geheimnis aus Avenas Vergangenheit erschlossen. Etwas, das er beinahe schon vermutet hatte. Aber dennoch konnte es nicht alles sein. »Sie hatte bestimmt irgendein sehr schockierendes Erlebnis mit Eddan, nachdem dieser bereits ein Verlorener war, und sie ihn zu retten versuchte... «, sprach die Stimme der Spekulation. Vor Lloyds geistigem Auge erschien plötzlich ein ekelhaftes Bild: Avena nackt im Bett mit einem Zombie und sie... Lloyd musste sich schütteln und verdrängte das ungebetene Bild schnell wieder aus seinen Gedanken.

Sie waren vor einer schweren Stahltür angekommen, und der Rüstmeister kramte in seinen Taschen nach einem Schlüssel um sie aufzuschließen. Mit einem Blechernen quietschen öffnete sich die Tür und gab die Sicht auf einen stockdunklen Raum frei, aus dem Lloyd ein muffiger Geruch entgegenströmte. Zuvor hatte er sich bereits von einem gebeugten alten Hexlein von Kopf bis Fuss abmessen lassen müssen. Sie würde ihm eine dieser Templerhäute anpassen, damit sie ihm wie angegossen passte. Zu seinem erstaunen war sie ihm nämlich zu weit gewesen. Lloyd hatte drastisch abgenommen in den fünf Jahren, an die er keine Erinnerung hatte. Keine Spur mehr vom früheren Wohlstandsspeck, nur mehr Haut und Knochen. Auch sein Gesicht war total mager und Eingefallen, wie das eines schwerst Drogenabhängigen. Früher hatte sich Lloyd oft insegeheim gewünscht etwas schlanker zu sein, aber so ausgemergelt wie er jetzt war, fühlte er sich auch nicht besonders wohl.

Nach einem kurzen Flackern begann eine Halogenröhre den Raum zu erhellen. Es war ein einfacher Raum mit quadratischem Grundriss. Die Wände waren aus Beton, nichtmal verputzt oder gestrichen. Fenster gab es keine. Auf dem Boden verteilt lagen mehrere Haufen aus verschiedenen Plattenteilen so wie die Templer sie trugen. »Helme, Schultern, Brust und Rückenplatten, Beinschienen, Stiefel, Antriebskerne, Schildgeneratoren.«, zählte der Rüstmeister auf, während er jeweils auf einen der Gerümpelhaufen zeigte. »Such dir einfach raus, was dir passt und dir nicht zu schwer ist. Mit Strom- und Schildzeugs helf ich dir dann. Viel rumsuchen brauchst du nicht, du wirst nichts Besonderes finden hier. Alle Teile mit magischen Extras werden getrennt aufbewahrt. Und es gibt nicht viele davon, die nicht sowieso in Verwendung wären. Von denen siehst du frühestens etwas, wenn du zum Ritter befördert wurdest.« Lloyd zuckte mit den Schultern und begann im erstenbesten Haufen zu wühlen, und Stück für Stück Teile anzuprobieren.

»Das heißt, eine Möglichkeit gibt es vielleicht doch!«, fügte der Rüstmeister noch hinzu. »Du musst nur einen Dämon töten der etwas besseres bei sich trägt, und dann halt das Blut und die Überreste des Vorbesitzers rauskratzen.« Als er Lloyds Gesicht sah, brach der Rüstmeister in schallendes Gelächter aus. »Was denkst du denn?«, fragte er, immer noch lachend, »Das hier ist auch alles gebrauchte Ware. Da darfst du nicht so zimperlich sein. Pretor hat auch alles von der Ausrüstung die er trägt selbst erjagt. Gerüchte besagen sogar, dass er tatenlos zugesehen hat, wie ein Dämon seinen früheren Partner in Stücke gerissen hat, ohne ihm zu helfen. Aber nachdem sonst niemand mit dabei war, kanns natürlich auch niemand genau sagen. Auf alle Fälle trägt Pretor immer noch den Helm seines Ex-Partners. Ein edles Stück! Und seine kleinen Zöglinge träumen auch alle Nacht für Nacht von den mächtigen magischen Artefakten die sie eines Tages finden wollen.« Lloyd schüttelte den Kopf und fragte: »Wer hat den ausgerechnet ihn zum Ausbilder erkoren?« Ein seltsames Grinsen spielte plötzlich um den Mund des Rüstmeisters: »Avena war das.« »Was!?«, entfuhr es Lloyd.

»Nun direkt hat sie ihn nicht zum Ausbilder bestimmt. Dazu hätte sie auch gar nicht die Entscheidungsgewalt. Aber diese Kadetten sind früher alle ihre eigenen Schüler gewesen. Als sie beschlossen hat in die Vororte zu gehen und ihre Schützlinge hier zurückzulassen, war Pretor der einzige zur Verfügung stehende Templer gewesen, dem nicht schon eine Gruppe Auszubildender zugewiesen worden war. Sie ihm anzuvertrauen war die einzige Möglichkeit gewesen die Ausbildung der Kids nicht gänzlich abbrechen zu müssen. Also war er kurzerhand zum Ritter befördert und zum Ausbilder erklärt worden. Avena ist zwar jetzt wieder da, aber ihre Schüler wollen lieber bei Pretor bleiben. Kein einziger war bereit wieder zu ihr zurück zu kommen. Sein 'Unterricht' besteht nur aus Dämonenschlachten. Viel Spaß, viel Action. Bei Avena müssten sie auch die Geschichte der Templer und viel über die alte Welt lernen, damit sie wissen wofür sie kämpfen. Und sie müssten sich vorsichtig verhalten, Dämonen unterscheiden können, ihre Schwächen kennen, und selbst lernen wann es besser ist zu fliehen. Bei Pretor gibt einfach er die Kommandos und die Kleinen müssen nichts denken sondern nur schießen. Pretor hat bei allen gefundenen Gegenständen immer die erste Wahl, und was ihm nicht gefällt verschenkt er an einen seiner Zöglinge. Diejenigen die bei ihm den größten Stein im Brett haben, bekommen auch die besten Sachen. Darum sieht man seine Kadetten regelmässig um die Wette in seinen Arsch kriechen. Pretor gefällt das. Zu Beginn hatte er sich ja mit Händen und Füssen gegen die Ausbildertätigkeit gewehrt. Aber er wusste es war seine einzige Chance, jemals zum Ritter befördert zu werden.«, erklärte der Rüstmeister.

Als Lloyd mit seiner neuen Rüstung bepackt wieder in die Nähe der Unterkünfte zurückkehrte, sah er plötzlich die Tür zu Finn's Büro aufgehen. Avena kam herausgerannt, und warf voller Zorn die Tür hinter sich laut krachend ins Schloss. Als sie Lloyd bemerkte, blieb sie aprupt stehen und starrte ihn an. Ihre Augen füllten sich mit Tränen, dann drehte sie sich um und rannte davon. »Halt! Warte!«, rief Lloyd, während er scheppernd seine Rüstungsteile zu Boden fallen ließ um ihr hinterherlaufen zu können. »Lass sie.«, erklang Finns Stimme in seinem Rücken, »Gib ihr die Zeit die sie braucht. Im Moment bist du die letzte aller Personen hier, die ihr Trost spenden könnte.« Lloyd erkannte die Wahrheit in Finns Worten. Seufzend ließ er die Schultern hängen und begann seine Rüstung wieder vom Boden aufzusammeln.

Den ganzen Nachmittag bekam Lloyd nichts mehr von Avena zu sehen. Auch Finn zeigte sich ihm nicht mehr. Ein warmer Händedruck und die Worte 'Willkommen bei den Templern', gefolgt von der Ausgabe alter, gebrauchter Rüstungsteile... Das war wohl alles. Scheinbar konnte auch jeder ein Templer werden der wollte. »In Zeiten wie diesen, können wir es uns nicht leisten wählerisch zu sein«, erklang die Erinnerung an Finn's Stimme in Lloyds Kopf. Aber zum Ritter wurde offenbar nicht jeder geschlagen, aber auch hier galten nicht mehr die selben Ansprüche wie einst. Soviel hatte Lloyd seinem Gespräch mit dem Rüstmeister entnehmen können.

Mit ein bischen herumfragen hatte Lloyd herausfinden können, wo sich Avenas Quartier befand. Dort zog er nun schon seit zwei Stunden seine Kreise, und hoffte dass sie zufällig vorbeilaufen würde. Immer wieder überlegte er sich ob er nicht einfach anklopfen sollte, und ganz unterwürfig fragen, ob es ihm gestattet ist einzutreten. Irgendwie fand er dann aber doch nie den Mut dazu. Plötzlich öffnete sich ihre Tür. Lloyd musste schlucken und wurde plötzlich nervös, aber nicht Avena war es die herauskam, sondern Pretor. »Ausgerechnet Pretor«, dachte sich Lloyd von plötzlichem Zorn gepackt. Schnell machte er sich aus dem Staub, weil er nicht wollte, dass ihn Pretor vor Avenas Tür herumspionieren sah. »Hätte sie von all den Templern hier in diesem Bunker nicht irgendeinen anderen finden können, um sich ihre Last von der Seele zu reden, als ausgerechnet diesen Kotzbrocken?«, machte er seinem Ärger Luft.

»Die beiden kennen sich halt schon lange.«, antwortete zu Lloyds erschrecken plötzlich eine fremde Stimme. Hatte er seine letzten Gedanken wirklich laut ausgesprochen? Lloyd wirbelte herum und sah den Rüstmeister hinter sich stehen. »Ich bin hier auch der Hausmeister«, meinte dieser, seltsam kichernd, als Antwort auf Lloyds überraschtes Gesicht »Hier passiert kaum etwas, ohne dass ich davon weiß. Komm mit!«

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geschrieben von streitmonolog | 102 Kommentare | kommentieren

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