Hellgate: London Eine Story von Loyd, dem Helden im Hellgate-Universum.

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Der Schläfer

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Teil 3: Die Lebensretterin

»Mehr oder weniger...«, antwortete Lloyd stockend, während seine Hände wieder von den Augen nahm. Sie brannten zwar noch immer wie Feuer, aber er konnte zumindest wieder sehen - wenn auch nur etwas verschwommen. Er hob den Kopf, erhaschte aber noch kurz einen Blick auf zwei denkwürdig seltsame Stiefel: Schwere, brachiale Treter, scheinbar aus massivem Metall gefertigt und an den "Nahtstellen" mit bläulich leuchtenden Linien durchzogen.

Erschrocken wich Lloyd zurück als er erkannte, dass er in die Mündung eines sehr futuristisch anmutendenden Schießeisens starrte. Doch die seltsame Lady schien mit seiner Antwort zufrieden und senkte bereits ihre Waffe. Der Rest ihres extravaganten Outfits war nicht weniger seltsam als die Stiefel aber durchaus ansprechender: Sie trug Armschienen, Schulterstücke, einen Helm und eine Brustplatte die aus derselben Legierung hergestellt und mit denselben bläulichen Linien durchzogen waren wie das Schuhwerk. Darunter aber trug sie aber eine Art zweiter Haut aus irgendeiner schwarzen high-tech Gewebefaser die sich höchst elastisch jeder feinen Kontur ihres atemberaubenden Körpers anpasste. »Lloyd, du fantasierst...«, sagte die Stimme der Selbstverachtung, aber sie klang nicht besonders überzeugt.

»Und wenn ich tot gewesen wäre... hättest du mich dann erschossen, oder wie?«, meinte Lloyd, selbst über seinen sarkastischen Tonfall überrascht. Er rechnete bereits fest damit dass sie sagen würde er solle ihr für seine Rettung danken und nicht so schnippisch sein, aber sie antwortete nur in völlig ruhiger Stimme: »Allerdings.«

Während Lloyd sich immer noch vergeblich bemühte den Sinn hinter dieser Aussage zu erfassen, packte sie ihn bereits am Arm und zog ihn auf die Beine. »Wir sollten zusehen, dass wir schleunigst hier verschwinden. Diese kleinen Biester sind normal niemals alleine unterwegs, das Rudel kann nicht weit sein.«, meinte sie und zeigte dabei mit ihrer Waffe auf die rauchenden, zerschmetterten Überreste des Wesens, dass ihn angefallen und verletzt hatte. »Was zum Teufel war das überhaupt?«, fragte Lloyd, dessen Verwirrung mit jeder Minute größer zu werden schien. Aber er war heilfroh zumindest nicht mehr alleine zu sein, auch wenn diese Frau nicht ganz klaren Verstandes zu sein schien. Sie sog zutiefst überrascht und erstaunt die Luft ein, und bedachte Lloyd mit einem langen Blick, den er nicht deuten konnte, da der Helm ihre Augen und ihr Gesicht verdeckte. Sie sagte aber nichts weiter als: »Später. Zuerst suchen wir uns einen sicheren Unterschlupf.« Sie zog noch ein Stück sauberes Tuch aus dem inneren einer ihrer Armschienen, faltete es und gab es Lloyd damit er es auf seine Wunde an der Schulter pressen konnte, dann gingen die beiden los.

Der Fussmarsch der dann folgte sollte Lloyd später immer vorkommen wie ein Traum. Wirre Gedanken überschlugen sich in seinem Kopf und er war sowohl mit seinen Kräften als auch mit seiner Aufmerksamkeit am Ende. Er hatte keine Ahnung wo sie ihn entlang führte und bekam auch kaum etwas von seiner Umgebung mit. Müdigkeit kroch in seine Glieder und ließ seine Beine schwer werden wie Blei. Sie kletterten zuerst in die Kanalschächte und später dann noch weiter runter in irgendwelche anderen Tunnels. Ein oder zwei Mal deutete Sie Lloyd ganz still zu sein und sich klein zu machen, und dann kauerten sie - ohne einen für Lloyd ersichtlichen Grund - für Minuten regungslos in einer Ecke, bevor sie ihren Marsch ebenso plötzlich wieder fortsetzten.

Schließlich demontierte sie ein Lüftungsgitter, half Lloyd in den engen Schacht zu klettern und folgte ihm dann. Lloyd schätzte dass er zirka zwanzig Meter weit bäuchlings durch den Betonschacht robben musste, bevor er auf einen kleinen Raum stieß. Im Licht der kleinen Lampe die sie ihm reichte, erkannte er, dass sich der Schacht trichterförmig erweiterte. Er endete an einem großen Gitterkäfig, in dessem inneren sich ein gewaltiges Flügelrad befand das scheinbar der Ventilation gedient hatte, jetzt aber stillstand. Der Weg den sie gekommen waren, war der einzige Zugang und er war eng und unscheinbar. Ein sicherer Unterschlupf...

Sie nahm ihren Helm ab, und zum Vorschein kam ein fein geschnittenes Gesicht, umrahmt von zotteligen, schwarzen Haarsträhnen. Ihre dunklen, ruhigen Augen warfen ihm einen Blick zu, gezeichnet von großem Schmerz, großer Trauer und ebenso großer Verzweiflung. Lloyd konnte sich nichtmal vorstellen was für einen Horror sie möglicherweise schon durchlebt haben mochte. Für eine Sekunde war er erfüllt von dem unbändigen Wunsch sie in den Arm zu nehmen, an sich zu drücken, zu trösten und zumindest für kurze Zeit die Last von ihren Schultern zu nehmen. Denn was er hier sah, war ein zartes Geschöpf das drohte von einer grausamen Welt erdrückt zu werden, dessen war er sich ganz sicher. Dann wurde ihm aber klar, dass er selbst nichts als eine zusätzliche Belastung für sie war. Ein Klotz an ihrem Bein. Obwohl er eben erst von ihrer Wasserflasche getrunken hatte, war Lloyds hals plötzlich wieder staubtrocken. »Vielen Dank, dass du mich gerettet hast...«, meinte er, »Ohne dich wäre ich bestimmt...«. Sie unterbrach ihn indem sie ihren gestreckten Zeigefinger auf seine Lippen legte und »Shhh« sagte. »Reden wir nicht davon.«, fügte sie leise hinzu.

»Lass mal deine Verletzung sehen.«, meinte sie, während sie bereits mit größter Vorsicht das inzwischen mit Blut vollgesogene Tuch von Lloyds Schulter entfernte. »Was hast du nur da draußen gemacht? Ganz alleine und unbewaffnet... Wolltest du sterben?«, fragte sie ihn und Lloyd stellte mit seltsamen Erschrecken fest, dass sie die Frage »Wolltest du sterben?« völlig unbetont und emotionslos stellte. Als wäre es für sie völlig alltäglich, dass Menschen Selbstmord begingen und als empfände sie es in keinster Weise verwerflich, sich den Tod zu wünschen. »Nein!«, antwortete er energisch. »Das heißt ich weiß es nicht...«, gestand er dann etwas kleinlauter, »Ich kann mich an nichts erinnern, ich muss mein Gedächtnis verloren haben.« Sie begann vorsichtig die Bisswunde auszuwaschen und zu reinigen und fragte ihn aus welchem "Schlupfloch" er denn stamme, und ob er sich noch daran erinnere, was er tun wollte, bevor ihm das Gedächtnis versagte.

»Ich weiß es wirklich nicht.«, erklärte Lloyd, »Ich kann nichtmal sagen was das Letzte ist an das ich mich erinnern kann. Ich weiß nur, dass ich heute plötzlich auf einer Straße da oben aufgewacht bin, so zerschunden wie du mich jetzt vor dir siehst. Ganz London war plötzlich zerstört und alles schwarz von Russ. Und dann war da dieses komische Wesen wie ich noch nie zuvor eines gesehen habe... das du dann getötet hast... und ich war so verwirrt und... was für eine Art von Waffe kann nur so etwas anrichten? Die ganze Stadt einfach so...« Während dem letzten Satz wurde Lloyds Stimme immer leiser und versiegte schließlich ganz, als er bemerkte, dass sie aufgehört hatte die Wunde zu säubern und ihn mit angsterfülltem Blick anstarrte. »Was?«, fragte Lloyd unsicher.

»Oh mein Gott...«, stammelte sie, »Soll das heißen du hast noch nie einen Dämon gesehen und niemals etwas von dem Höllentor gehört?«

»Dämon? Höllentor?«, fragte Lloyd völlig verständnislos. Er konnte förmlich fühlen wie in seinem Verstand einige Zahnräder aus ihren Bahnen sprangen und plötzlich hatte er Angst davor, dass sie weitersprach. Aber sie hatte sich bereits wieder abgewandt und konzentrierte sich völlig auf seine Schulter. Lloyd konnte sehen, dass ihr Tränen in die Augen gestiegen waren, und er hatte den Eindruck als wäre sie nicht minder verwirrt und schockiert als er selbst es war. Er fühlte sich sehr klein und hilflos.

Sie legte ihre Handfläche auf seine Verletzung und riet ihm die Zähne zusammenzubeißen. Dann schloss sie ihre Augen und und ihre Gesichtszüge verhärteten sich. Ein schwaches blaues Leuchten begann ihre Hand zu umspielen und noch bevor Lloyd sich fragen konnte was das denn nun war, traf ihn der Schmerz wie ein Dampfhammer. Er krümmte sich vor Pein, doch sie presste ihn so fest gegen den Boden, dass er sich ihrem Griff nicht entwinden konnte. Dann war plötzlich alles wieder vorbei und ein starker Duft wie von geschmolzenem Karamell erfüllte die Luft. Lloyds Schulter war völlig taub und nur ein dumpfes Pochen kündete noch von seinen Schmerzen und zu seinem großen Erstaunen hatte die Wunde aufgehört zu bluten und war nun verkrustet. »Was zum... Wie hast du...«, wollte er Fragen, aber sie schüttelte nur den Kopf. »Erklärungen gibt es Morgen, jetzt schlaf. Ich werde Wache halten.«

Nun da die Schmerzen verebbt waren, bemächtigte sich tatsächlich sofort eine bleierne Müdigkeit Lloyds Körpers. Der Gedanke an Schlaf schien so verlockend, dass sogar die ungelösten Fragen in Lloyds Kopf verstummten. Eine musste er aber dennoch stellen:
»Du?«
»Ja?«
»Wie heißt du eigentlich?«
»Avena.«
»Ich bin Lloyd.«
Er konnte gerade noch erkennen wie ein zartes, trauriges Lächeln ihre Lippen umspielte, dann fiel er sofort in einen tiefen, traumlosen Schlaf.

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geschrieben von streitmonolog | 102 Kommentare | kommentieren

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