Hellgate: London Eine Story von Loyd, dem Helden im Hellgate-Universum.

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Der Schläfer

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Teil 13: Der Hausmeister und die Prophezeihung

Er führte den überraschten Lloyd durch ein paar Gänge und eine Treppe nach unten, bis vor eine seltsam wirkende Tür. Sie war mit einer ganzen Reihe von Schlössern gespickt, die der Hausmeister nun eines nach dem anderen öffnete. Als Lloyd so darüber nachdachte, bemerkte er, dass er im gesamten Bunker bisher nur sehr wenige absperrbare Türen gesehen hatte. Vor allem die Wohnräume waren aus irgendeinem Grund niemals absperrbar. Auch die Schlösser an dieser Türe waren erst nachträglich angebracht worden. Völlig lautlos drehte sich die schwere Tür in ihren offensichtlich sehr gut geölten Angeln. Vorsichtigen Schrittes betrat Lloyd das Reich des Hausmeisters.

Der Raum war zwar klein, aber doch größer als die restlichen Unterkünfte im Bunker, die kaum mehr Platz boten als für die hochklappbaren Schlafpritschen unbedingt benötigt wurde. Dennoch war im inneren kaum Platz sich umzudrehen, so vollgekramt war das Zimmer mit allem möglichen Krimskrams. Irgendetwas an diesem Hausmeister war ausgesprochen seltsam, und es war nicht nur sein Sammelwahn für irgendwelchen sinnlosen Schrott, der selbst noch von der Decke des Raumes hing. »Das sind alles Andenken,«, erklärte der Hausmeister, »Alle diese Gegenstände haben irgendeinen persönlichen Wert für mich und sind mit einer Erinnerung verknüpft. Dieser Raum hier ist mein kleines, geheimes Reich. Nur selten dulde ich hier Besucher, darum bitte ich dich nicht leichfertig zu erzählen, was du hier siehst.« Lloyd nickte zustimmend und versprach: »Niemand wird von mir davon erfahren.« Der Hausmeister wirkte plötzlich verärgert und seine Stirn legte sich in Falten. »Du musst lernen besser zuzuhören, Lloyd. Ich habe dir nicht verboten darüber zu sprechen. Du sollst es nur nicht leichtfertig tun. Ich vertraue darauf dass du richtig entscheiden wirst, wenn es darum geht, mit wem du mein Geheimnis teilen wirst, und mit wem nicht. Müsste ich dir generell verbieten darüber zu sprechen, wäre das nicht unbedingt großes Vertrauen, und in diesem Falle wäre es vielleicht besser gewesen, ich hätte dich niemals hereingelassen!«, zeterte er. Lloyd erschrak. Nicht wegen der eigentümlichen Auffassungen diesen komischen Kautzes, sondern wegen etwas anderem.

»Woher kennen Sie meinen Namen?«, fragte er völlig überrascht. »Ich sagte doch schon, hier passiert kaum etwas, ohne dass ich davon weiß.«, ertönte die Antwort in leicht entnervt klingender Stimme, »Avena nennt dich Lloyd, also vermute ich, dass das dein Name ist.« »Ihr habt uns belauscht!«, entfuhr es Lloyd, doch der alte Mann ignorierte den Vorwurf einfach. »Ich spreche deinen Namen aus, ohne dass du meinen jemals erfahren hast.«, meinte er plötzlich und kratzte sich nachdenklich am Kinn. »Das war nicht sehr nett von mir.«, fügte er hinzu, »Nenn mich Bob. Aber sprich meinen Namen niemals leichtfertig aus!« Lloyd nickte, »Ich werde mir genau überlegen, wem ich ihn anvertraue und wem nicht.« Ein breites Lächeln erhellte das Gesicht des Hausmeisters, und er sagte: »Du lernst schnell! Scheinst ein schlaues Bürschen zu sein.«

Er begann an einem seltsamen, kugelförmigen Apparat herumzuwerkeln, der mit einigen Schläuchen versehen war. Lloyd erfuhr, dass Bob hier unten heimlich Schnapps brannte, und dass es sich dabei um scharfen, grausigen Fusel handelte. Das zweite Glas lehnte Lloyd bereits dankend ab, worüber der Hausmeister laut lachen musste. »Warum hast du mich eigentlich hier herunter gebracht?«, wollte Lloyd wissen, der sich schön langsam zu fragen begann, was die Absichten dieses eigentümlichen Gesellen sein mochten. »Nun, nehmen wir einfach an, ich hätte hin und wieder so etwas ähnliches wie Vorahnungen, die manchmal in Erfüllung gehen.«, orakelte Bob. Lloyd runzelte seine Stirn. »Und meine Ahnung sagt mir, dass du im Kampf gegen die Dämonen möglicherweise noch eine große Rolle spielen wirst. Ich bin nicht der einzige der das fühlt, sonst hätte Finn nicht deinetwegen eine Ratsversammlung einberufen. Schon morgen werden alle noch lebenden Templer-Großmeister sich hier zu einer Diskussion zusammenfinden.«, fuhr der Hausmeister fort, »Ich habe Vorausgesehen, dass du beobachten würdest wie Pretor aus dem Zimmer Avenas kommt. Und ich hatte das Gefühl das es besser ist, ein paar Sachen klar zu stellen.« Lloyd konnte fühlen wie ihm irgendwie schwindlig wurde. Woher dieser Kauz all das wissen konnte, was er scheinbar wusste überstieg seine Vorstellungskraft bei weitem.

»Du liebst sie, nicht wahr?«, fragte Bob in ganz unbeteiligtem Tonfall, als wäre es völlig nebensächlich. Lloyd konnte nicht anders, als sich wie ein kleiner Schuljunge zu fühlen der von einem Lehrer in der Schule beim Lesen eines Oben-Ohne Magazins erwischt wurde. »Ich glaube schon.«, versuchte er sich mit einer schnellen Antwort über den peinlichen Moment hinweg zu retten, obwohl er wusste, dass ihm das eigentlich gar nicht peinlich sein sollte. Warum begann man sich in solchen Situationen immer sich wie ein Vollidiot zu benehmen? »Woher weißt du das?«, fragte Bob nun unerwarteterweise. Diese seltsame Frage brachte Lloyd irgendwie aus der Fassung. Irgendwie war es ihm mit der Zeit langsam klar geworden, dass er für Avena starke Gefühle hegte, hinterfragt hatte er diese jedoch nie. »Ich... Ich weiß es nicht...«, antwortete er zaghaft. »Wie äußert es sich?«, hakte Bob weiter nach. Lloyd fühlte sich wie bei einem Verhör. Warum erzählte er diesem Kerl das alles eigentlich? Immerhin war er nur der Hausmeister, nicht sein persönlicher Psychiater oder sowas. »Irgendwie verspüre ich den unwiderstehlichen Drang sie beschützen zu wollen... Ich würde sie gerne glücklich und unbeschwert sehen. Frei von der Last die auf ihren Schultern liegt. Ja, ich wünschte ich könnte sie glücklich machen.«, fand Lloyd die richtigen Worte. Bob kratzte sich nachdenklich am Kinn und erwiderte: »Worum geht es dir wirklich? Das sie glücklich IST, oder dass DU sie glücklich machst?« Wieder fühlte sich Lloyd als wäre ihm der Boden unter den Füssen weggezogen worden. Die Unterstellung dass er selbstsüchtige Motive hegte war ihm irgendwie äußerst unangenehm aber dennoch nicht so einfach vom Tisch zu weisen. Irgendwie wurde ihm das ganze Gespräch unliebsam, und er wünschte sich Bob einfach Bob sein zu lassen und wieder zu gehen.

»Was wäre dir lieber? Sie unglücklich zu sehen, oder zuzusehen wie Pretor sie glücklich macht?« Lloyd wandte seinen Blick ab. Diese Fragen waren nicht fair. Bob hatte ihn in die Ecke getrieben wie einen räudigen Hund, und er fuhr immer noch fort: »Hat nicht sie dir das Leben gerettet, immer auf dich aufgepasst und dich wohlbehalten bis hier her gebracht? Wovor kannst du sie schon beschützen?« Lloyd senkte seinen Kopf und gestand: »Vor gar nichts. Ich war bisher nur eine Last für sie.« »Zu dem Zeitpunkt als es Avena am schlechtesten ging, da gab es jemanden der ihr half. Jemand der ihr – unabhängig davon ob er es bewusst tat oder nicht – einen kleinen Teil der Last auf ihren Schultern abgenommen hat und ihr eine Verschnaufpause gewährt hat. Und dafür ist Avena dankbar, aber ohne deshalb für die Fehler dieser Person blind zu sein. Aber sie akzeptiert sie als einen Teil von ihn, ohne Hass und ohne Vorurteile. Er hat sich um ihre Schüler gekümmert, damit sie in die Ferne ziehen konnte um ihren inneren Friedern zu suchen und wiederzufinden.«, stocherte Bob in der Wunde. »Pretor«, knurrte Lloyd. »Und war Avena nicht auf dem besten Wege ihren Frieden wiederzufinden, bis sie auf dich traf?«, wetterte Bob. Lloyd fühlte sich den Wuttränen nahe. Das war nun wirklich nicht notwendig gewesen. Aber der Hausmeister setzte seine zornige Ansprache nicht fort, sondern wurde genau so schnell wieder ruhig und freundlich, wie er plötzlich explodiert war.

»Was ich dir erzählen wollte, «, meinte Bob plötzlich wieder im friedlichsten Tonfall, »Wegen Pretor brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Als er bei Avena war, hat er ihr nur angeboten freiwillig als Ausbilder zurückzutreten und seine Schüler zu zwingen wieder zu ihr zurückzukehren. Hätte er nicht schon vorher gewusst, dass sie ablehnen würde, hätte er das Angebot vermutlich niemals erst gestellt. Avena weiß das, aber sie ist ihm trotzdem dankbar. Seine üblichen Annäherungsversuche hat sie gekonnt ignoriert. Pretor weiß, dass er sie niemals haben kann, gerade deshalb ist sie umso interessanter für ihn.« Lloyd war völlig sprachlos. Während er noch versuchte seine wild herumstobenden Gedanken irgendwie ein klein wenig zu Ordnen, fiel sein Blick plötzlich auf ein altes Schwert, dass an einer der überladenen Wände hing. Lloyd erinnerte sich plötzlich, dass auch Pretor und einige seine Schützlinge ganz ähnliche Schwerter getragen haben, ebenso wie fast jeder Templer dem er hier im Bunker begegnet war. Außer Avena, sie hatte er noch nie ein Schwert tragen sehen. »Du warst früher selbst ein Templer?«, fragte Lloyd. »Formell gesehen bin ich es immer noch.«, antwortete Bob mit leicht schmerzverzerrtem Lächeln, »Aber für den Kampf bin ich nicht mehr zu gebrauchen«. Er entblößte eine scheinbar elektronik-gesteuerte Beinprothese.

»Es war in der ersten großen Schlacht der Templer gegen die Dämonen, kurz nach der Öffnung des Höllentores damals.«, begann Bob zu erzählen. »Ein mächtiger, sterbender Dämon umklammerte meinen Fuss und ich konnte fühlen wie seine teuflische Magie durch meinen Schenkel kroch. Hätte ich mir nicht mit eigener Hand mein Bein abgehackt, wäre ich vermutlich zu einem Verlorenen oder etwas noch schlimmerem geworden.« Lloyd schauderte bei der Vorstellung sich das eigene Bein abzutrennen. »Das tut mir sehr Leid...«, stammelte er. »Spar dir dein Mitleid für welche die es nötig haben!«, fauchte ihn Bob an, und fügte dann wieder ruhig hinzu, »Ich bereue nicht, was passiert ist. Genau derselbe Zwischenfall war es auch der mir meine Vorahnungen beschwert hat. Ich schäme mich nicht für das was ich bin, und ich verdamme auch nicht, was mich zu dem gemacht hat, was ich bin.«

Bob stand auf, und begann unter seiner Pritsche herumzukramen. Erstaunlich schnell hatte offensichtlich gefunden wonach er suchte, und brachte eine kunstfertig verzierte Schwertscheide zum vorschein. Dann begann der das Templerschwert von der Wand zu nehmen. »Nimm das. Ich will dass du es im Kampfe trägst. Es ist ein sehr gutes Schwert und wird dir treue Dienste leisten.« »Danke, vielen Dank«, antwortete Lloyd verlegen. »Dieses Schwert und die zwei Prophezeihungen sind mein Geschenk an dich. Mach weise gebrauch davon, und sprich zu niemandem leichtfertig darüber!«, warnte Bob mit Nachdruck. »Zwei Prophezeihungen?«, fragte Lloyd. »Die zwei Prophezeihungen.«, wiederholte der Hausmeister, »Die erste kennst du bereits: Du wirst im Kampf gegen die Dämonen noch eine große Rolle spielen. Wenn du versagst weiß ich nicht, ob die Menschheit jemals eine zweite solche Chance bekommen wird. Was dann passieren wird, ist nicht vorherzusehen. Und bevor du nun gehst, werde ich dir auch deine zweite Prophezeihung verraten.« Lloyd musste schlucken, denn irgendwie drängte sich ihm das unangehme Gefühl auf, dass ihm nicht Gefallen würde, was er jetzt zu hören bekommen sollte.

»Avena wird sterben. Sie wird sich selbst opfern um dir das Leben zu retten und damit die Schuld begleichen, die ihr als so schwere Last auf den Schultern liegt. Sie wird es aber nicht für dich tun und auch nicht wegen ihrer selbstauferlegten Schuld, sondern einzig und allein um dir zu ermöglichen das zu tun, was nur du tun kannst, und kein anderer. Sie wird im Tod das Glück und den Frieden finden, den du ihr wünscht.«

»NEIN!«, schrie Lloyd, »Das werde ich nicht zulassen.«

»Es liegt weder in deiner Hand das zu entscheiden, noch hast du die Möglichkeit es zu verhindern. Avena ist nicht dein Besitz und sie wird es niemals sein.«

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geschrieben von streitmonolog | 102 Kommentare | kommentieren

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