Hellgate: London Eine Story von Loyd, dem Helden im Hellgate-Universum.

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Der Schläfer

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Teil 6: Der Unterschlupf

Lloyd hatte kaum zwei Schritte in den Unterschlupf gemacht, als er seinen Schreck über die Zombies schon wieder völlig vergessen hatte. Die Umstände unter denen die Menschen hier leben mussten waren schlicht und einfach erbärmlich. Avena erfuhr eine freudige Begrüssung, man erkannte sie sofort als eine Templerin und nahm sie freudig auf. Lloyd selbst - der sich als "Akaron" vorstellte - wurde kaum beachtet, aber auch nicht völlig ignoriert und so anonym behandelt wie er es aus der Großstadt gewohnt war. Die Menschen hier saßen alle im selben Boot, sie konnten sich Unstimmigkeiten untereinander nicht leisten. Sie hielten zusammen, einfach weil sie es mussten um überleben zu können. Während Avena scheinbar jedem einzelnen Bewohner des gesamten Unterschlupfs (und es mochten doch knapp an die hundert Personen sein, schätzte Lloyd) einzeln vorgestellt wurde und für jeden ein paar aufmunternde Worte parat hatte, begann Lloyd sich in diesem Loch umzusehen.

Der bauliche Zustand der Station war bedenklich. Hinter abgebröckelten Fliesen zeigten sich tiefe Sprünge im Beton. Tragende Säulen waren teilweise so schwer beschädigt, dass man bis auf die verbogene Stahlkonstruktion im inneren blicken konnte. An mehreren Stellen tropfte Wasser von der Decke, obwohl es in den zwei Tagen an die Lloyd nun eine Erinnerung besaß bestimmt nie geregnet hatte. "Wohnen" taten die Leute großteils in Ubahn-Waggons die scheinbar in Einzelteile zerlegt von den Gleisen hochgeschleppt worden, und hier notdürftig wieder zusammengebaut worden waren. Zerfetzte Vorhänge dienten als Trennwände zwischen den Räumen. Die Sanitäranlagen der Ubahnstation wurden immer noch als Toilette verwendet, eine Trennung zwischen Damen und Herren gab es allerdings nicht mehr. Fließendes Wasser existierte nicht, und die ohne Wasser nicht spülbaren Klomuscheln waren aus dem Boden gerissen worden. Stattdessen kackte man nun durch ein rundes Loch in einem Holzbrett in eine in den Boden gestemmte Öffnung die scheinbar bis direkt in die Kanalschächte hinabreichte. Dem Geruch nach zu Urteilen war dem zumindest so.

Lloyds spätere "Dusche" sollte so aussehen, dass er einen Kübel kaltes Wasser und einen übelriechenden Schwamm gereicht bekam. Wasser hatten die Leute aus einem selbstkonstruierten Reservoir, dass direkt mit Regenwasser gespeißt wurde, so wie es über die Straßen floss und durch Kanalgitter sickerte. Die Leute hatten 27 solcher Kanalöffnungen mit Trichtern und Zuleitungen versehen und waren sehr stolz auf diese technische Errungenschaft. Das Wasser war grau von mitgeschwemmter Asche, aber es wurde lange genug im Reservoir ruhen gelassen, damit sich die schlimmsten Verunreinigungen am Boden absetzen konnten. Wenigstens wurde es abgekocht, bevor man es zum kochen oder trinken verwendete. Gegessen wurde hauptsächlich gekochter Reis oder gekochtes Getreide. Das waren immer noch Restbestände von Lagervorräten die bereits zum Zeitpunkt der Öffnung des Höllentors existierten. Getreide und Reis waren die einzigen Sachen die noch nicht aufgebraucht oder verdorben waren. Als Dessert gab es aus irgendwelchen Apotheken geplünderte Vitaminpillen um Mangelerkrankungen zu vermeiden.

Avena schaffte es für Lloyd wie versprochen etwas Kleidung aufzutreiben. Sie wirkte zwar auch alt und schäbig, war aber bei weitem nicht so zerlumpt wie das was er am Körper trug. Und: sie war sauber! Und sie konnte ihm ein halbwegs scharfes Rasiermesser borgen. Lloyd rasierte sich den Kopf gleich mit, da er keine Hoffnung hatte diesen verdreckten Filz in den sich seine Haare verwandelt hatten jemals wieder in einen ansehnlichen Zustand zu bringen. »So gefällst du mir gleich viel besser«, meinte Avena lächelnd als er schließlich generalsaniert vor ihr stand. Lloyd selbst fühlte sich wie neu geboren.

»Lloyd, ich brauche deine Hilfe«, meinte Avena am späteren Nachmittag ihres ersten Tages im Unterschlupf. Er hatte sie darum gebeten ihn weiterhin Lloyd zu nennen und nicht Akaron, zumindest dann wenn sonst niemand mithörte. Sie führte ihn in einen kleinen etwas abseits gelegenen Raum (ein echter Raum mit gemauerten Wänden) in dem ein kleiner Junge auf einem Tisch lag. Offensichtlich befand er sich in Fieberträumen. Sein rechter Arm war in sehr blutfleckige Bandagen gewickelt. In einer Ecke des Raumes stand noch ein Bett auf das jemand frische Decken gelegt hatte. »Er hat sich vor Tagen eine schwere Quetschung zugezogen. Irgendetwas schweres ist umgekippt und hat ihm den Arm völlig zerdrückt. Ich wollte gar nicht genauer nachfragen... Die Leiche die wir inmitten des Zombierudels gesehen haben....«, Avena musste schlucken, »... das war seine Mutter. Sie ließ sich nicht davon abhalten seinen Vater zu suchen, der schon seit zwei Tagen mit dem Arzt aus dem Nachbarunterschlupf wieder zurück sein sollte.« Sanft strich sie dem Jungen eine schweißdurchnässte Haarsträhne aus dem Gesicht. »Er weiß noch nichtmal, dass er Waise ist.«, fügte sie hinzu, »Ich will wenigstens versuchen seinen Arm zu retten. Das ist das einzige was ich für ihn tun kann...Aber ich weiß nicht ob meine Heilkraft dafür ausreicht.« Sie blickte Lloyd tief in die Augen.

»Wie kann ich dir helfen?«, fragte er und er wusste dass es wirklich sein Wunsch war ihr zu helfen. Sogar mehr noch als sie vermutlich annahm. »Das wird all meine Kräfte kosten.«, sagte Avena, »Bitte erschrick nicht wenn ich dann vielleicht ziemlich angeschlagen wirke... Es ist nicht so schlimm wie es aussieht, und nach zwanzig bis dreißig Stunden Schlaf bin ich dann garantiert wieder topfit.« Sorgenfalten erschienen auf Lloyds Stirn, aber er nickte zustimmend. »Stütze mich einfach während ich den Zauber wirke, und hilf mir dann mich hinzulegen. Danach trag den Jungen nach draußen. Man wird ihn dir dann abnehmen und sich um ihn kümmern. Lass mich dann hier alleine. Ich... Ich will nicht dass du mich so siehst...« Avena senkte beschämt ihren Blick zu Boden. Dann begann sie ihre Rüstung abzunehmen. Lloyd stellte fest, dass ihre zweite Haut an den entscheidenden Stellen gepolstert war, um das Tragen der Rüstung so bequem wie möglich zu machen.

»Was für ein Körper...«, sprach die Stimme des Verlangens und lechtzte. »Konzentrier dich auf deine Aufgabe!«, antwortete die Stimme der Disziplin barsch. Lloyd zwang sich seine Aufmerksamkeit von ihren Kurven zu nehmen und starrte auf das Skalpell mit dem sie soeben begann den Verband aufzuschneiden. Was darunter zum Vorschein kam war eine blutige, unkenntliche Masse in der Knochensplitter schwammen. Lloyds aufkeimende Lustgefühle verpufften auf der Stelle. Ein ekelhafter Verwesungsgeruch erfüllte den Raum und Lloyd stürmte zur Tür hinaus um sich zu übergeben. Als er wieder hereinkam, hatte Avena den Verband vollständig entfernt und den Arm notdürftig gesäubert. Sie warf Lloyd einen sorgvollen Blick zu, sagte aber nichts. Sie deutete ihm sich knapp hinter sie zu stellen, lehnte ihren Rücken gegen seine Brust und schlang seine Arme eng um ihren Bauch. So umarmt packte sie schließlich den Arm des Jungen und begann ihre Magie wirken zu lassen. Lloyd wagte nicht nochmals in die Richtung des zerquetschten Armes zu blicken, aber er konnte auch so bald das blaue, pulsierende Leuchten sehen, dass immer stärker und stärker zu werden schien.

Dann war es plötzlich so strahlend hell, dass der ganze Raum davon erfüllt war und Lloyd geblendet nichts mehr sehen konnte. Avena bäumte sich auf und krümmte sich heftig unter Lloyds Griff. Ihr Hinterkopf schlug gegen sein Kinn und er hatte plötzlich den metallischen Geschmack von Blut im Mund. Lloyd hatte schwer damit zu kämpfen nicht das Gleichgewicht zu verlieren, so heftig warf sie sich herum und dann war es ganz plötzlich vorbei. Das Licht war erloschen, Avena hing schlaff und regungslos in seinen Armen und ein überwältigend intensiver Karamellgeruch durchdrang die Luft. Vorsichtig trug er sie zum Bett und bemerkte, dass ihr Blut aus der Nase tropfte. Sie war Leichenblass und ihre Haut fühlte sich eiskalt an. Als er sie in die Decken einwickelte erlangte sie kurz ihr Bewusstsein wieder und starrte ihn mit einem angsterfüllten Blick an. »Bitte...«, flüsterte sie stammelnd, »... bleib bei mir.« Lloyd drückte ihr einen sanften Kuss auf die Stirn und trug dann schnell den Jungen nach draussen. Er achtete gar nicht auf die Dankbekundungen der draussen wartenden Menschen, sondern kehrte sofort wieder zu Avena zurück. Ihr Körper erbebte inzwischen unter heftigem Schüttelfrost. So fest sie Lloyd auch in ihre Decken wickelte, es schien nichts zu helfen. Schließlich kroch er neben sie ins Bett und drückte sie fest an sich, um sie mit seinem Körper zu wärmen. Wenige Minuten später legte sich ihr Zittern und sie fiel in einen unruhigen Schlaf.

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geschrieben von streitmonolog | 102 Kommentare | kommentieren

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