Hellgate: London Eine Story von Loyd, dem Helden im Hellgate-Universum.

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Der Schläfer

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22. Das Höllentor

Die Nebel lichteten sich. Wie auf eine lässige Handbewegung der hübschen Dame hin, streifte eine leichte, kühle Brise den völlig verwirrten Lloyd und der Nebel löste sich innerhalb weniger Sekunden völlig auf. Gleichzeitig fühlte sich Lloyd als würden sich auch die Nebel seines Verstandes lichten. Nicht nur seine Sicht wurde klarer, sondern auch seine Gedanken. Es war als wäre eine Art von dumpfer Benommenheit von ihm Abgefallen, alle Müdigkeit hinfortgewaschen und er war plötzlich hellwach und absolut flinken, scharfen Verstandes. Und er war lüstern. Beinahe unerträglich lüstern.

Die unbeschreibliche Schönheit dieses Wesens, ihre beinahe körperlich fühlbare Aura der Weiblichkeit stand in scharfem Kontrast zu der Landschaft, deren Anblick vom Nebel freigegeben worden war: Eine zerklüftete, zernarbte Kraterlandschaft, die in keinster Weise mehr an etwas irdisches gemahnte. Eine dünne Schicht von stellenweise leicht grünlichem Bodennebel überzog kniehoch den schlammigen Boden, aus dem in unregelmässigen Abständen scharfkantige Steine und Felsen emporragten. Die Felsen, welche ihre Spitzen in den verschiedensten Winkeln gegen den nun pechschwarzen Himmel streckten erinnerten an halb verfallene Grabsteine eines längst verlassenen Friedhofes.

Trotz der undurchdringlichen Schwärze des Himmels, auf dem kein einziger Stern zu sehen war, war es nicht Dunkel. Ein seltsames, düsteres Glühen lag auf der Landschaft und spendete Licht. Oder war es der Bodennebel der dieses unnatürliche Zwielicht verbreitete?

Die Teufelin streckte ihre Arme dem Abgrund entgegen, und wie auf ihr Kommando lichteten sich auch dort unten die Nebel und gaben die Sicht auf einen gewaltigen Krater frei. Einen Krater gefüllt mit tausenden und abertausenden von Dämonen, so weit das Auge reichte. Es wirkte so skuril all diese chaotischen Wesen feinsäuberlich angeordnet in Reih und Glied stehen zu sein, dass Lloyd ganz vergaß Angst zu empfinden. Zur Parade aufgestellt standen sie da und warteten. Die Armeen des Todes, der Untergang der Menschheit. Und es waren so viele, so unendlich viele. Wie konnte man diesem Anblick nur die geringste Hoffnung bewahren, dass die wenigen überlebenden Reste der Menschheit auch nur die geringsten Chancen hatten weiterzubestehen? Es war unmöglich.

Eine seltsame Ruhe befiel Lloyd. Der Kampf war vorbei, es gab nichts, das man hier hätte ausrichten können. Es war wie eine schmerzhafte Erleichterung. Alle Verantwortung fiel von Lloyd ab, er ergab sich seinem Schicksal, denn es lag nicht mehr in seiner Hand etwas daran zu verändern. Von nun an konnte er sich zurücklehnen und einfach abwarten was passierte. Er war zum Zuseher geworden. Er hatte keine Angst mehr. Weder vor dem Tod noch vor irgendwelchen Schmerzen. Es war alles völlig bedeutungslos geworden.

Nein. Nicht alles. Da war immer noch Avena. Avena durfte nicht sterben, ganz egal wie schlecht die Chancen auch standen. Ganz egal, was alle Prophezeihungen, alle Visionen und Lloyds eigene Ängste bestimmten. In sein eigenes Schicksal konnte Lloyd sich fügen, es einfach akzeptieren und hinnehmen, in ruhiger Würde. Aber Avenas Schicksal konnte er nicht besiegeln, diese Schuld durfte man ihm nicht auf die Schultern laden. Lloyds plötzlicher Anflug von Schicksalsergebenheit war eben so schnell wieder verflogen wie er gekommen war. Avena musste Leben. Und wenn ein Wunder dafür nötig war, würde Lloyd eines vollbringen.

Ein zorniges Knurren entfuhr der Teufelin, ein drohendes Fauchen, das mehr an eine Katze als an eine Frau erinnerte. Doch nur eine Sekunde später trug sie wieder die Maske der Freundlichkeit. Was mochte sie so entzürnt haben? Hatte sie das Wiedererwachen von Lloyds Kampfgeist fühlen können, war etwa das der Grund für den spontanen Gefühlsausbruch gewesen?

Sie senkte langsam ihre Hand, und Lloyd überfiel ein Gefühl der Orientierungslosigkeit, gefolgt von einem kurzfristigen Schwindelgefühl. »Es ehrt mich, dass du meiner Einladung Folge geleistet hast«, sprach die Teufelin in ihrer verlockensten Stimme. Dann erst bemerkte Lloyd das er und die anderen nun am Fuße des Abgrundes stand, und nicht mehr hoch oben auf der Klippe. Nur wenige Meter von ihm entfernt befanden sich bereits die ersten Reihen der Dämonen-Armee welche den Gesamten Krater ausfüllte. Direkt vor Lloyd öffnete sich eine geradlinige Gasse um ihnen Weg zu machen. Fast einen Kilometer mochte das Zentrum des Kraters entfernt sein, und über diese ganze Länge bildete sich ein Spalt zwischen den Dämonen, der es erlaubte bis zu der seltsamen, pyramidenförmigen Plattform in der Mitte zu schreiten.

Und im Zentrum dieser erhöhten Plattform ruhte ein mächtiges, rotschimmerndes Portal. Das Höllentor. Lloyd stockte der Atem. Trotz der gewaltigen Entfernung konnte er die Aura des Hasses fühlen, die dieses Gebilde umgab. Ein Frösteln durchlief seinen Körper und Lloyd wusste, die Kälte die er nun fühlte würde er niemals wieder vergessen können. Es war viel weniger ein körperliches, physisches Kälteempfinden als vielmehr die Essenz die allen negativen Gefühlen eigen war, in ihrer reinsten, pursten Form. Lloyd schauderte.

Schritt für Schritt folgte er der Teufelin immer tiefer in das Zentrum der Armeen der Dämonen und Avena und Pretor folgten, verstört um sich blickend, ihm. Mit jedem weiteren Schritt schien eine Flucht unmöglicher zu werden, und so sehr Lloyd auch nach einem Ausweg suchte, es ließ sich keiner finden. Die Situation war ausweglos. Und mit diesem Gefühl der Ausweglosigkeit kam auch sofort wieder Wunsch sich einfach dem Schicksal zu ergeben und den aussichtslosen Kampf aufzugeben, sich nicht länger selbst zu quälen. Doch Lloyd schüttelte die Verlockung ab. Avena musste überleben.

Hatte die Teufelin soeben mit dem Fuß aufgestampft, oder hatte sich Lloyd das nur eingebildet?

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geschrieben von streitmonolog | 102 Kommentare | kommentieren

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