Hellgate: London Eine Story von Loyd, dem Helden im Hellgate-Universum.

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Der Schläfer

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Teil 16: Es beginnt

Beleidigt schweigend stapfte Lloyd durch die verfallenen Straßen. Ein unangenehmer Schwefelduft schwängerte die Luft, und der Himmel war in unnatürlichen Grau- und Grüntönen gehalten. Irgendwo in der Ferne krachte ein Blitz in ein Gebäude und der plötzliche Lichtblitz tauchte die skelettierten Überreste Londons für den Bruchteil einer Sekunde in sein gleißendes Licht. Obwohl es die hellste Zeit des Tages war, konnte man kaum seinen eigenen Schatten sehen, so dunkel war es. So richtig unangenehm wurde der beklemmende Eindruck aber erst durch die geisterhafte Stille und die teilweise undeutbaren Geräusche die sie durchbrachen. Zwischen vertraute Klänge wie dem Splittern von Glas oder dem Zerbröckeln einer Mauer mischten sich immer wieder auch Schreie und Laute aus einer fremden, bösartigen Welt, die einem das Mark in den Knochen gefrieren ließen.

Anfangs war Lloyd von dem Auftrag begeistert gewesen. Avena und er auf Suche nach einer mysteriösen Frau mit noch mysteriöseren Fähigkeiten. Gemeinsam auf abenteuerlicher Reise durch eine bedrohliche Welt, sich gegenseitig beschützend und aufeinander angewiesen. Jeden Tag für vierundzwanzig Stunden Seite an Seite, und in nächtlichen Verstecken viel untätige Wartezeit – Gelegenheit sich besser kennen und lieben zu lernen. Nun vielleicht war Lloyds erste Vorstellung von der ganzen Sache etwas zu sehr von seinen Wunschbildern geprägt gewesen. Es kommt doch meistens völlig anders als man denkt.

Damit, dass die Großmeister sie nicht völlig alleine auf den Weg schicken würden, hätte er ja eigentlich noch rechnen können. Und wenn ihm der Gedanke noch eine 'Anstandsdame' dabei zu haben nicht unbedingt sonderlich behagte, so fühlte er sich zudritt doch sicherer. Alleine schon deshalb weil sie ihre Reise noch tiefer ins Stadtzentrum führen würde. Man hätte ja immer noch das beste aus der Situation machen können.

Aber dann hatte Lloyd erfahren WER sie begleiten sollte, und ab diesem Zeitpunkt war ihm die ganze Sache tatsächlich vermiest gewesen. Ausgerechnet Pretor! Als hätten sich nicht irgendein anderer Templer finden lassen können, der sie begleiten konnte. Lloyd hatte sich beinahe dazu verleitet gefühlt sich wie ein stures, kleines Kind zu weigern mit Pretor gemeinsam den Weg anzutreten, aber irgendwie hätte er sich damit dann doch etwas zu sehr lächerlich gemacht. Und so stapften Avena und er nun gemeinsam mit diesem Aufschneider durch die tote Stadt.

»Er hat dir niemals etwas getan, im Gegenteil, er hat dir und Avena sogar das Leben gerettet. Außerdem benimmst du dich sehr voreingenommen, ja sogar von schweren Vorurteilen beherrscht. Du hast weder einen Grund, noch das geringste Recht, diesen Mann so zu verachten.«, sagte die Stimme der Moral in Lloyds Kopf. Natürlich war an ihren Worten viel Wahres dran, aber irgendwie konnte sich Lloyd seiner negativen Gefühle gegenüber Pretor doch nicht erwehren. Auch wenn er wusste, dass es kein besonders netter Charakterzug von ihm war.

Avena schien überhaupt nichts davon zu bemerken, was in Lloyd vorging, und er wusste nicht, ob er ihr nun einen Vorwurf aus ihrer mangelnden Sensibilität machen, oder ob er nicht lieber froh darüber sein sollte. Vermutlich würde sie weder verstehen, noch gutheißen, was er über Pretor dachte. Lloyd fiel aber auf, dass sie immer wieder merkwürdige Blicke auf das Schwert warf, dass der Hausmeister ihm geschenkt hatte, und das er nun an seiner Hüfte trug. Sie selbst trug wie immer kein Schwert, obwohl Pretor ausdrücklich darauf bestanden hatte, sie solle sicherheitshalber auch eine Waffe für den Nahkampf mitführen. Irgendwie drängte sich Lloyd der Verdacht auf, dass Avena dieses Schwert kannte und irgendeine Erinnerung damit verband, sonst würde sie es nicht so oft anstarren. Zu gern hätte Lloyd sie einfach danach gefragt, aber irgendwie wollte er in der Gegenwart Pretors das Thema nicht anschneiden.

Und dann passierte plötzlich etwas mit Lloyd. Es war wie ein starker Stromschlag, der seinen ganzen Körper auf einmal unter einen stechenden, quälenden Schmerz setzte. Aber dann war die Empfindung ebenso plötzlich überwunden, so als wäre er über die Schwelle einer Tür getreten, und hätte die Schmerzen einfach im anderen Raum hinter sich gelassen. Das Bild der Stadt das Lloyd vor sich sah wurde im selben Moment plötzlich kleiner, als würde es sich mit rasend schneller Geschwindigkeit von ihm wegbewegen. Und dann war er plötzlich allein in absoluter Dunkelheit. Alle seine Sinne waren wie Taub und es fühlte sich an, als wäre sein Körper weit, weit weg. Irgendwo aus ganz großer Entfernung konnte er ganz langgezogen Avenas erschrockenen Aufschrei hören, aber ihre Stimme war zu verzerrt und leise, als dass er auch nur ein Wort verstehen konnte.

Lloyd konnte in einiger Ferne eine menschenähnliche Gestalt sehen. Sie schien am Boden zu liegen, sich irgendwie vor Schmerzen oder aus einem anderen Grund zu winden und leise vor sich hin zu wimmern, aber das Bild war sehr undeutlich und man konnte nichts Genaues erkennen. Obwohl Lloyd seine Beine nicht fühlen konnte, und auch nicht das Gefühl hatte zu gehen, schwebte er irgendwie durch das ihn umgebende, schwarze Nichts näher an die Gestalt heran. Es handelte sich tatsächlich um einen Menschen, der aber so androgyn wirkte, dass Lloyd nicht sagen konnte, ob es sich um einen Mann oder eine Frau handelte.

Die Figur schien Lloyds näherkommen bemerkt zu haben, weil sie sich plötzlich herumdrehte und Lloyd anstarrte. Soweit man das Beurteilen konnte, denn Lloyd konnte die Augen seines Gegenübers nicht erkennen, es war als läge ein dunkler, undurchdringlicher Schatten auf ihnen. Trotzdem wusste Lloyd dass die Gestalt ihn anstarrte, und begann sich ausgesprochen unbehaglich zu fühlen. Angst keimte in ihm auf, und lag ihm wie ein kalter Stein im Magen. Plötzlich trug die Gestalt Hörner, die Hände wurden zu klauen und die Züge immer dämonischer. Lloyd wollte aufschreien und weglaufen, doch er war plötzlich wie gelähmt und nicht in der Lage seine Gliedmaße zu bewegen. Auch sein Mund öffnete sich nicht, und sein Hals blieb stumm. Immer noch schwebte er näher an die Gestalt heran, oder die Gestalt wurde einfach nur immer größer und größer, bis sie Lloyd um das doppelte überragte. Der Mund verzerrte sich zu einem schrecklichen, mit scharfen Zähnen gespickten Maul, dass sich schließlich öffnete und sagte: »Ich bin erwacht!« Dann beugte sich das nun furchteinflössende Wesen herab, nahm Lloyds Kopf in sein Maul und biss zu.

Erschrocken riss Lloyd seine Augen auf und eine plötzliche Muskelanspannung brachte seinen Körper zu einer einzelnen, aber schweren Zuckung. Er war wieder wach. Avena kniete neben ihm, und hatte ihre Hand auf seine Stirn gelegt. Pretor stand in der Nähe und hielt aufmerksam Wache. »Ist alles okay?«, fragte sie besorgt. Ihr Gesicht war bleich wie ein Bettlaken. »Ich... Schreckensbilder... Traum«, stammelte Lloyd, selbst ganz überrascht, dass er nicht in der Lage war einen sinnvollen Satz zu bilden. Seine Hände zitternden stark, und konnte förmlich fühlen wie Unmengen an Adrenalin durch seinen Körper gepumpt wurden. »Du bist das Opfer irgendwelcher schwarzer Magie geworden, von diesem Dämon da«, erklärte Avena und deutete mit ihrer Waffe auf einen schwelenden Berg aus versengtem Fleisch, der mitten auf der Straße in einer Blutlache lag. Plötzlich drückte sie Lloyd mit aller Kraft an sich und flüsterte: »Ich hatte solche Angst, dass du wieder... zu einem Verlorenen werden würdest!« Sie zitterte noch stärker als er es tat. »Alles wieder okay. Mir geht es gut. Nichts passiert«, versicherte er ihr. Dann standen sie wieder auf und setzten ihren Weg mit weichen Knien fort.

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geschrieben von streitmonolog | 102 Kommentare | kommentieren

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