Hellgate: London Eine Story von Loyd, dem Helden im Hellgate-Universum.

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Der Schläfer

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Teil 5: Fussmarsch

Ein kalter Wind blies durch die skelettierten Überreste der toten Stadt. Wie stumme Warnungen streckten die verfallenen Ruinen ihre verkrümmten Wände gegen den unnatürlich verfärbten Himmel. Es herrschte eine beinahe gespenstische Stille. Unermüdlich kämpften sich die Lichtstrahlen durch die sich ständig in Bewegung und Veränderung befindliche Wolkendecke. Im dadurch entstehenden sich wandelnden Zwielicht wirkten die Schatten der verkrüppelten Gebäude beinahe lebendig und der alles-bedeckende Russ verstärkte die bedrohliche Atmosphäre dieser skurrilen Szenerie noch zusätzlich. Bedrückender und verstörender als ein Albtraum fügten sich verstreute, zerfetzte Überreste und vergilbte Knochen einstiger Bewohner nahtlos in das Gesamtbild. Kein Zeichen von Leben, keine Bewegung war zu sehen an diesem Ort des Todes. Bis auf zwei beinahe unscheinbare Gestalten die sich vorsichtigen Schrittes ihren Weg durch diese düsteren Gassen suchten.

»Unglaublich wie ruhig es hier in den Randbezirken ist.«, meinte Avena. Zersplittertes Glas knirschte unter ihren Stiefeln. Ihr Blick wanderte stets aufmerksam um jede Ecke und in jedes Fenster. Angespannt umklammerten ihre Hände die schwere Waffe, die sie aber gesenkt hielt. Dicht neben ihr wanderte Lloyd, angestrengt bemüht ihr niemals in der Sicht zu stehen und doch an ihr zu kleben wie ihr eigener Schatten. »Nur wenige Kilometer weiter stadteinwärts kann man auch zur hellsten Stunde des Tages keinen einzigen Block weit laufen ohne nicht zumindest einem Dämon über den Weg zu laufen.«, fügte sie hinzu. »Warum läufst du eigentlich hier heraußen durch die Straßen?«, fragte Lloyd mit ebenfalls gedämpfter Stimme.

»Ich bin eine Templerin, und ich arbeite hier für den Orden. Meine derzeitige Mission ist es, alle Schlupflöcher in den Randbezirken ausfindig zu machen, sie auf einer Karte zu verzeichnen, sowie eine Statistik über Anzahl, Alter, Geschlecht und Gesundheitszustand der hier lebenden Menschen zu erstellen. Außerdem erfasse ich den Zustand der Lagerbestände und die Dämonenkonzentrationen, soweit dies möglich ist ohne mich selbst oder die Mission in Gefahr zu bringen. In den Unterschlüpfen selbst versuche ich zu helfen wo ich kann. Hauptsächlich durch Heilungen und ärztliche Hilfe, viel wichtiger ist aber, dass allein meine Anwesenheit und meine Fragen den Leuten das Gefühl geben, dass die Welt noch nicht völlig im Chaos versinkt. Ohne Hoffnung könnten wohl viele nicht weitermachen... Das alles ist keine besonders spannende oder ehrenvolle Aufgabe, aber ich habe mich freiwillig dafür gemeldet, weil ich tiefer im Stadtinneren immer im Team oder einer kleinen Gruppe arbeiten müsste. Die Großmeister hätten mich vermutlich lieber mit einer blutigeren Aufgabe betraut, haben meiner Bitte aber stattgegeben. Aber jetzt werde ich die Mission vorläufig abbrechen und zu den Großmeistern zurückkehren.«

»Warum das?«, wollte Lloyd weiter wissen. Avena blieb stehen und drehte sich zu Lloyd herum. Dann nahm sie ihren Helm ab, und starrte ihm tief in die Augen. »Lloyd, ich muss dich bitten mich ins Stadtinnere zu begleiten.« Es entstand eine längere Pause und Lloyd konnte sehen, dass sie krampfhaft nach Worten suchte. Was auch immer sie ihm sagen wollte... sie wusste einfach nicht wie. »Es gibt da etwas, dass ich unbedingt wissen muss.«, stammelte sie, und erneut wurden ihre Augen nass, »Das aber auch für die Großmeister von großem Interesse sein wird.« Lloyd konnte sehen, dass sie lieber nicht darüber gesprochen hätte, aber die nagende Ungewissheit würde ihm bestimmt keine Ruhe lassen, also fragte er: »Und was ist meine Rolle in der Sache?«. Avena senkte den Kopf und wich seinem Blick aus. »Deine Amnesie...«, begann sie stockend. »Wenn mein Verdacht stimmt...«, versuchte sie es erneut, schaffte aber auch diesen Satz nicht zu Ende. Sie biss sich auf ihre Unterlippe, während ihre gesenkten Augen nervös hin und her sprangen. Schließlich fasste sie Lloyd an den Schultern und blickte ihm Tief in die Augen. »Lloyd, ich glaube dein Gedächtnisverlust wurde durch etwas bewirkt aus dem noch niemals ein Mensch wieder aufgewacht ist.«

Bis Lloyd seine Sprache wiederfand, hatte sie bereits wieder ihren Helm an und drehte ihm den Rücken zu. »Du musst dir einen anderen Namen überlegen.«, wechselte sie schnell das Thema. Lloyd machte zwei schnelle Schritte um wieder zu ihr aufzuholen. »Warum? Was stimmt nicht mit 'Lloyd'?«, fragte er, während seine Gedanken eigentlich noch um das zuvor gesagte kreisten. »Niemand benützt mehr Namen aus der alten Welt. Sie erinnern uns nur an Menschen die wir verloren haben, an Dinge die wir vermissen und an bessere Zeiten, die niemals wieder kommen werden.«, antwortete sie tonlos. »Oh«, meinte Lloyd und schwieg dann. »Was mag nur der Grund dafür sein, das diese Sache sie so aus der Fassung bringt?«, fragte er sich selbst in Gedanken.

Eine Weile wanderten sie schweigsam durch die verwüsteten Gassen, dann hielt Avena plötzlich inne. »Da ist etwas,« zischte sie Lloyd leise zu, »bleib hier!«. Ohne auf eine Antwort zu warten oder sich nochmal nach ihm umzusehen lief sie dann weiter. Wenige schnelle, lautlose Schritte brachten sie in den Schutz einer Hausmauer, an der sie sich dann gekonnt entlangschlich. Lloyd sah sich zuerst ratlos um, beschloss dann aber sich hinter dem Leichnam eines ausgebrannten Autowracks zu verstecken. Verstohlen spähte er durch das innere des zerstörten Fahrzeuges um sie weiterhin beobachten zu können.

Routiniert nutzte sie jede Deckung die sich ihr bot. Ihr Blick konzentrierte sich dabei aber nicht nur auf ihr Ziel, sondern behielt gleichzeitg auch die Gebäude seitlich und hinter ihr unter Kontrolle. Sie erreichte die Hausecke, und Lloyd konnte sehen wie sie noch einmal ihre Waffe kontrollierte, bevor sie vorsichtig einen Blick in die Quergasse warf. Für etliche Sekunden starrte sie angestrengt um die Ecke, die Waffe stets schussbereit im Anschlag. Dann winkte sie ihn zu sich. Lloyd zögerte, er hatte Angst. »Sie würde dich nicht zu sich rufen, wenn der Weg dorthin nicht sicher wäre!«, sprach die Stimme des Vertrauens und Lloyd verließ sein Versteck. Geduckt laufend versuchte er auf schnellstem Wege die Hausecke zu erreichen, peinlich darauf bedacht keinen Lärm zu machen. Als er Avena schließlich erreichte, atmete er tief aus, so deutlich fühlbar war die Erleichterung.

Mit Handzeichen machte sie ihm verständlich, dass er einen Blick ums Eck werfen sollte. Lloyd tat wie ihm geheißen und obwohl er auf einen erschreckenden Anblick gefasst war, konnte er fühlen wie der Schock in seine Knochen kroch. In seiner Erinnerung sah er plötzlich wieder die Szene als er Avena zum ersten mal begegnet war. »Lebst du?«, hatte sie ihn gefragt und plötzlich verstand Lloyd den Sinn dieser Frage. Denn was er zirka zweihundert Meter weiter die Gasse runter sehen konnte waren eindeutig Leichen. Herumlaufende Leichen. Sie drängten sich eng um etwas, dass Lloyd nicht sehen konnte. Sie schienen sich darum zu streiten. Blut spritzte und plötzlich wurde Lloyd bewusst, dass da vorne soeben ein Mensch bei lebendigem Leibe in Stücke gerissen worden war, und die Zombies sich nun um seine Überreste stritten. Lloyds Magen verkrampfte sich, doch irgendwie schaffte er es erfolgreich gegen den Brechreiz anzukämpfen.

»Dem können wir nicht mehr helfen...«, flüsterte Avena, »Lass uns die Chance nutzen solange die Zombies alle beschäftigt und abgelenkt sind. Wir haben nicht mehr weit.« Bei diesen Worten packte sie Lloyd fest am Arm und und zog ihn aus der Hocke hoch. Dann sprinteten sie so schnell sie konten über die Kreuzung. Auf der anderen Seite machten sie kurz halt und Avena warf nochmal einen Blick zurück. Die Zombies schienen sie nicht bemerkt zu haben, aber sie drängte Lloyd dennoch zur Eile. Nur zwei Blocks später fanden sie den Abgang in die gesuchte U-Bahn-Station und liefen die Treppen hinab in Sicherheit.

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geschrieben von streitmonolog | 102 Kommentare | kommentieren

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