Hellgate: London Eine Story von Loyd, dem Helden im Hellgate-Universum.

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Der Schläfer

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Teil 11: Großmeister Finn

»Das ist ein interessante Geschichte, Akaron.«, meinte der Großmeister nachdenklich. Er war ein eindrucksvoller Mann von großer Ausstrahlungskraft. Lloyd begann sich zu fragen, ob die beinahe einschüchternde Aura die diesen Menschen umgab das Produkt eines magischen Zaubers sein konnte. Dann kam ihm aber der Gedanke, dass möglicherweise auch in der alten Welt immer schon ein klein wenig Magie am Werke gewesen war, wann immer Menschen eine Art von natürlicher Autorität ausgestrahlt hatten. Großmeister Finn war ein groß gewachsener Mann mit breiten Schultern. Auch wenn sein Haar bis auf wenige, dunklere Strähnen schon völlig ergraut war, wirkte es dennoch dicht und kräftig. Er war muskulös gebaut, aber um die Hüften ein klein wenig breiter geworden als er vermutlich in jüngeren Jahren gewesen war. Was Lloyd aber am meisten auffiel war sein Lächeln. Finn lächelte gern und viel und schien trotz der schlimmen Lage ein positiver, gut gelaunter Mensch zu sein. Ungleich dem aufgesetzten Grinsen Pretors wirkte sein Lächeln immer ganz natürlich.

Sie saßen in einer Art Besprechungsraum der in diesem Templerunterschlupf eingerichtet worden war. Unerwartet bequeme Stühle standen rund um einen großen, schweren Tisch und eine mit Markierungen vollgekritzelte und mit verschiedenfärbigen Stecknadeln gespickte Stadtkarte zierte die Wand. Bei dem Unterschlupf selbst schien es sich um einen alten Schutzbunker aus dem zweiten Weltkrieg zu handeln, der aber schon lange vor der Öffnung des Höllentores von den Templern umgebaut worden war. Hier gab es nicht nur richtige Quartiere sondern auch einen leistungstarken Stromgenerator und sgoar zwei getrennte Wasseraufbereitungsanlagen. Eine große für Nutzwasser zur Versorgung der Duschen, Wasserhähne und Klospülungen (Ja! Hier gab es Toiletten mit Spülungen.) und eine zweite kleinere, die sauberes Trinkwasser fabrizierte. Die Einrichtung war durchgehend rein zweckdienlich und nach praktischen Maßstäben konzipiert und bot absolut keinerlei Luxus oder besondere Bequemlichkeit, dennoch hatte Lloyd das Gefühl sich in einem fünf Sterne Palast zu befinden, so drastisch war der Unterschied zu dem anderen Unterschlupf am Stadtrand.

»Nun, dann sehen wir mal.«, meinte Finn während er rund um den Tisch kam und sich direkt vor Lloyd stetzte. Dann legte er seine Handflächen links und rechts an Lloyd's Stirn. »Keine Angst, es wird weder weh tun, noch unangenehm sein. Ich will nur versuchen deine Erinnerungen zu lesen, das kann ich aber nicht, wenn du dich mir verschließt. Ich weiß ich verlange hier sehr viel Vertrauen von dir, und ich kann dir nicht böse sein, wenn du es nicht schaffst dieses aufzubringen. Es wäre nur zu verständlich. Du musst dich mir völlig öffnen damit es funktionieren kann...«. Finn schloss seine Augen und seine Stirn legte sich in Falten. Lloyd überkam ein seltsames Schamgefühl und Angst vor dem Beobachtet-Werden. Er wusste diese Scham würde einen Erfolg des Zaubers verhindern, also versuchte er sie zu unterdrücken. »Ganz ruhig... nicht verkrampfen!«, erklang von weit her die Stimme des Großmeisters, »Konzentrier dich nicht so auf das was passiert. Denke lieber an etwas ganz anderes, etwas das dich ablenkt.« Zuerst wusste Lloyd nicht woran er denken sollte, dann aber sah er plötzlich das Bild Avenas vor seinem inneren Auge.

Sie war der Grund dafür, dass er das hier machte. Er tat es nur für sie... Aus irgendeinem Grund, den Lloyd noch nicht verstand, war es ihr ungeheuer wichtig zu erfahren ob er wirklich aus dieser 'Verlorenheit' – wie es scheinbar genannt wurde – erwacht war. Und was auch immer ihr in ihrer Vergangenheit widerfahren sein mochte, was auch immer damals passiert ist, dass ihr heute solche Qualen bereitete – es stand irgendwie in direktem Zusammenhang mit seiner Amnesie. Wenn er Avena damit nur irgendwie helfen könnte, wäre Lloyd auch zu einem schmerzhaften Zauber bereit gewesen.

»Sehr gut, ausgezeichnet!«, meinte Finn und trennte die Verbindung, »Das hast du sehr gut gemacht. So einfach konnte ich noch niemals bei einem ersten Versuch in die Gedanken eines anderen Menschen eindringen.« »Was...«, krächzte Lloyd, dessen Hals plötzlich staubtrocken war, »Was haben Sie herausgefunden?« »Du warst tatsächlich ein Verlorener.«, kam Finn sofort auf den Punkt, ohne Lloyd auf die Folter zu spannen. Irgendwie hatte Lloyd das Gefühl das Finn selbst sehr überrascht war über diese Erkenntnis, als hätte er es nicht erwartet. »Weißt du was bedeutet?«, fügte er freundlich fragend hinzu. Lloyd schüttelte den Kopf.

»Nun, ganz genau kann ich dir auch nicht erklären wie es passiert, da wir es ehrlich gesagt einfach nicht wissen. Kurz gesagt ist es einfach so als würde ein Dämon einem Menschen die Seele stehlen. Wie die Dämonen das machen, und ob sie es gezielt, aktiv tun müssen oder ob es einfach passieren kann, wenn ein Mensch in die magische Aura eines Dämonen gerät und andere Faktoren zufällig auch noch stimmen, ist uns völlig unbekannt. Das einzige worüber ich dir etwas erzählen kann, sind die Auswirkungen. Das Opfer verliert sofort die Fähigkeit zu sprechen, erkennt niemanden wieder den es zuvor gekannt hat verlernt sogar einfache, rein motorische, erlernte Verhaltensweisen. Nach allem was wir beobachten konnten fällt das gesamte Verhalten eines Verlorenen auf eine rein instinktive Ebene zurück. Keinerlei höhere geistige Funktionien scheinen noch zu existieren.

Jedes aufkeimende Verlangen wird sofort versucht zu befriedigen: Nahrungsaufnahme, Fortpflanzung, Gewalt... Wenn ein Verlorener etwas will, dann nimmt er es sich einfach, oder versucht es zumindest mit allem ihm zur Verfügung stehenden Mitteln. Es ist keine Form von einem Reinlichkeitstrieb zu bemerken, wie er bei Tieren vorkommt. Verlorene lassen ihre Exkremente einfach fallen, wann immer sie gerade müssen, ganz egal wo sie sich befinden oder was sie gerade tun. Sie verspüren keinerlei Verlangen sich selbst in irgendeiner Form zu säubern.

Anfangs haben wir Versucht sie zu behandeln. Katheder, Krankenbetten, Beruhigungsmittel, regelmässige Fütterung, Psychopharmaka zur Unterdrückung des Sexualtriebes, etc. Wenn sie kein unbefriedigtes Verlangen spürten, verfielen sie einfach in Apathie. Es gelang uns Verlorene ruhig zu stellen, aber sie vegetierten dann einfach nur noch vor sich hin, ohne irgendetwas zu tun. Wir haben alle Arten von Medikamenten, Therapien, Magieformen und Heilzaubern in allen erdenklichen Kombinationen ausprobiert. Nichts zeigte auch nur den geringsten Effekt. Wir mussten herausfinden dass manche, unrühmliche Menschen sogar ausführliche Experimente mit Folter, Elektroschocks und/oder Drogen durchgeführt hatten, aber auch davon nichts irgendwelche Veränderungen am Zustand des Patienten bewirken konnte.

Einige Verlorene wurden über mehrere Jahre hinweg beobachtet, und wir konnten feststellen, dass sich ihr Verhalten über lange Zeiträume hinweg doch verändert. Aber ganz von selbst und ohne die Möglichkeit darauf Einfluss zu nehmen. Sie werden zunehmend aggressiver und gewalttätiger und alle anderen Triebe treten immer mehr hinter den Tötungstrieb zurück. Die Verlorenen entwickeln zunehmenden Appetit auf Menschenfleisch und fangen an Menschen, sich gegenseitig und in weiterem Verlauf auch sich selbst zu beißen, im Wunsch zu Essen.

Mehr und mehr kam man zu der Einsicht, dass die Verlorenen genau das sind, was ihr Name schon aussagt: Verloren. Keinerlei Hoffnung auf Heilung. Wir begannen den Menschen zu erzählen die Verlorenen wären eine besondere Art von Zombie: Während der Zombie ein Leichnam ist und schwarze Magie den Toten wieder zum wandeln bringt, aber ohne ihm seine Seele wiederzugeben passiert bei den Verlorenen etwas anderes. Die schwarze Magie trifft hier auf einen Lebenden Körper und in manchen Fällen kann das dazu führen, dass die Seele den Körper verlässt, und dass der Körper der in diesem Moment sterben müsste, von der Magie aber weiter am Leben erhalten wird. Der Mensch ist tot, nur der Körper lebt noch. Dieser Glaube hat den Angehörigen viele Qualen erspart. Wenn der geliebte Mensch bereits tot war und nur sein Körper noch lebte, so musste man einfach nur noch auch seinen Körper töten um ihn beerdigen zu können. Und genau so wurde das dann auch gemacht... Es war die beste Lösung für alle.«


»Oh mein Gott...«, stammelte Lloyd, »Wenn diese Leute nun erfahren, dass es doch möglich ist aus der Verlorenheit wieder zu erwachen...«

»Dann wird das zu großen Schwierigkeiten führen.«, setzte Finn den begonnen Satz fort, »Darum will ich dich bitten diese ganze Sache vorerst noch für dich zu behalten. Wir müssen mehr darüber herausfinden, wie es möglich war, dass du zurückkehren konntest, bevor wir das an die Öffentlichkeit bringen.« Finn stand auf, und Lloyd erhob sich ebenfalls zögerlich weil er das Gefühl hatte, Finn erwartete es von ihm. Dann legte der Großmeister seine Hände auf Lloyds Schultern und fragte: »Akaron, ich konnte großes magisches Talent in dir fühlen. Würdest du dich gerne uns anschließen und zu einem Templer werden, damit alles Potential erwachen kann, dass in dir schläft?«

Lloyd blieb die Sprache weg. Was für ein Moment um so etwas zu fragen, wo er doch den Schock über die Sache mit der Verlorenheit noch nichtmal ansatzweise verdaut hatte. »Ich... ich...«, stotterte er. Dann holte er tief Luft und sagte förmlich: »Es macht mich sehr stolz, dass ihr mich für würdig haltet, Großmeister, und es wäre mir eine große Ehre zu einem Templer ausgebildet zu werden.«. Finn sah Lloyd verdutzt an, dann begann er aus vollen Leibeskräften zu lachen. »Verzeih mir,«, meinter er, immer noch vom Lachen geschüttelt, »aber ich glaube du hast eine leicht falsche Vorstellung von uns Templern. Die großen, glorreichen Zeiten des ehrvollen und mächtigen Templerordens sind lange, lange vorbei.« Finn wurde wieder Ernst. »Ich werde dich Avena zuweisen, sie soll dich Unterrichten. Es wird nicht leicht für sie sein, dir wieder gegenüber zu treten, wenn sie erstmal weiß, dass ihre Befürchtungen wahr waren, und du tatsächlich aus der Verlorenheit erwacht bist. Aber gerade deshalb will ich sie dazu zwingen. Es wird höchste Zeit, dass sie sich den Dämonen ihrer Vergangenheit entgegenstellt.«

»Avena...«, entfuhr es Lloyd, »Was soll ich ihr nur erzählen?«

»Gar nichts.«, antwortete Finn, »Ich selbst werde sie rufen lassen und in alles einweihen, sobald du gegangen bist. Das ganze wird ein großer Schock für sie sein. Auch wenn sie selbst es war, die dich zu mir gebracht hat, so tat sie es doch in der Hoffnung, dass ich ihr sagen würde, dass sie falsch liegt, und niemand jemals aus der Verlorenheit wieder erwachen kann. So wie ich es bisher jedesmal getan habe, wenn sie wieder mit einem neuen 'Erwachten' oder einer neuen 'Heilmöglichkeit' angelaufen kam. Du musst wissen, seit ihr Mentor und Geliebter, Großmeister Eddan, an der Verlorenenkrankheit gestorben ist, versucht sie ständig sich selbst zu beweisen, dass sie nichts hätte tun können um ihn zu retten...«

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geschrieben von streitmonolog | 102 Kommentare | kommentieren

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