Hellgate: London Eine Story von Loyd, dem Helden im Hellgate-Universum.

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Der Schläfer

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Teil 19: Schicksal

Ein ungewöhnlich kalter, schneidender Wind blies durch die verwüsteten Straßen Londons. Der Himmel, noch düsterer als sonst, ließ kaum einen Lichtstrahl bis zum Boden durchsickern. Die gespenstisch dunkle Wolkenmasse befand sich in wildem Aufruhr, als würde man eine Zeitraffer-Aufnahme betrachten. Irgendwo in der Ferne krachten kurz hintereinander zwei Blitze in die Stadt und tauchten diese Ruinenwelt in ihr blendendes Licht. Dann fiel der erste Regentropfen auf Lloyds stoppeligen Kopf. Sein Millimeterhaarschnitt konnte die Nässe nicht abhalten und als Lloyd hochblickte, traf ihn ein weiterer, dicker Tropfen mitten ins Gesicht. Er fühlte sich als wäre er gerade aus einem Tagtraum gerissen worden.

»Lloyd? Alles okay?«, fragte Avena in leicht besorgtem Tonfall. Ihre sanfte Stimme weckte in Lloyd wieder die Erinnerung an diese eine wilde Nacht, in der sie sich geliebt hatten. Er nickte nur stumm. »Lloyd?«, krächzte Pretor, Avenas Tonfall nachäffend, »Akaron heißt Lloyd?« Dann brach er prustend in Gelächter aus. »Was für ein bescheuerter Name!« Avena deutete ihm mit der Hand seine Lautstärke etwas zu dämpfen, doch Pretor konnte sich nur schwer wieder beruhigen, so erheiternd fand er Lloyds Namen.

Avena nahm ihre Hände wieder von Lloyds Schultern. Er hatte gar nicht bemerkt, dass sie ihn an den Schultern gepackt hatte. »Was ist denn passiert?«, fragte sie, immer noch besorgt. »Nicht viel.«, meinte Lloyd beschwichtigend, »Wir haben hauptsächlich nur gesprochen. Sie hat behauptet die Dämonen hätten uns Menschen schon lange auslöschen können, und haben uns mit Absicht am Leben gelassen. Und sie hat mich gelehrt Visionen zu steuern um Wissen aus ihnen zu ziehen. Sie wollte mir noch mehr zeigen, aber... « Lloyd hielt plötzlich inne, als er Avenas verstörtes Gesicht sah. »Wer ist 'Sie'?«, fragte sie verständnislos.

»Na, die Alte natürlich. Die Hexe. Die mit den zwei Hörnern aus dem Kopf.«, meinte Lloyd verwirrt, aber Avenas Blick wurde nur noch verständnisloser. »Was glaubst du denn, wo ich die letzte halbe Stunde war, nachdem ich mit ihr durch dieses Tor gegangen bin?«, meinte Lloyd und drehte sich herum um auf das Garagentor zu zeigen, doch es war nicht da. Auch das Gebäude selbst sah plötzlich ganz anders aus. Lloyd stockte der Atem. Er wirbelte herum, blickte in alle Richtungen rund um sich. Es war eindeutig genau der Platz an welchem sich der Unterschlupf der Hexe befunden hatte, daran hatte er keinen Zweifel. Doch der Eingang war einfach weg, mitsamt dem ganzen Gebäude. Als hätte es ihn niemals gegeben. Lloyd konnte fühlen wie ihm schwindlig wurde.

»Du warst die ganze Zeit hier...«, meinte Avena, »Du bist nie durch ein Tor gegangen. Du warst nur plötzlich wie zur Salzsäule erstarrt und hast dich nicht mehr bewegt und auf nichts reagiert oder geantwortet. Aber nicht länger als höchstens zwanzig Sekunden...« Mutlos ließ Lloyd die Hand sinken, mit der er eben noch auf das Garagentor zeigen wollte. Konnte er das alles nur geträumt haben? Es war doch viel zu real... »War es eine Vision? Weißt du wo wir die Erwachte finden können?«, fragte Avena, doch Pretor begann heftig mit den Armen zu winken und stellte sich zwischen Avena und Lloyd, wobei er sie einfach wegschubste. Dann legte er brüderlich einen Arm um Lloyds Schultern und fragte mit süßer Stimme: »Du hast die Hexe also gesehen? Mit ihr gesprochen? Sie hat dich sogar etwas gelehrt?« Lloyd nickte stumm und fragte sich, was Pretor jetzt wohl wieder im Schilde führte. »Ausgezeichnet!«, freute sich der stämmige Templer, »Dann haben wir unsere Mission ja wohl erfüllt, und können nun endlich umkehren!« Er klatschte begeistert in die Hände und ignorierte Avenas finstere Blicke völlig.

Und dann riss der Strom der Bilder Lloyd plötzlich wieder mit sich hinfort. Doch Lloyd schwamm, so wie die Alte es ihm gezeigt hatte, und plötzlich war der Strom verschwunden und er sah Bob vor sich. Bob stand mitten in seinem Reich, umgeben von seinen hunderten Erinnerungsstücken und Andenken. Doch irgend etwas war anders... Irgend etwas stimmte nicht. Zuerst dachte Lloyd es wäre der ganze Krimskrams der anders aussah, doch als er genauer hinzusehen versuchte, verschwammen die Sachen vor seinen Augen und er konnte sie nur ganz unscharf wahrnehmen. Dann bemerkte er, dass Bob selbst anders aussah als in seiner Erinnerung. Zwei gewaltige, gekrümmte Hörner wuchsen aus seiner Stirn, vom Aussehen her völlig identisch mit den Hörnern der Hexe. Wie konnte er die zuvor nur übersehen haben? Dann begannen Bobs Augen rot zu glühen und mit einem teuflischen Grinsen entblößte er ein Maul voller spitzer Fangzähne. Wie von einem plötzlichen Impuls beherrscht begann er blitzartig zu Wüten und herumzuspringen. Er riss in einem Rausch aus Zorn und Wut seine Erinnerungen von den Wänden und der Decke, warf sie wild herum und trat sie mit seinen Füssen, die sich plötzlich in Hufe verwandelt hatten. Und Lloyd bemerkte, dass es keine Gegenstände mehr waren die Bob zerstörte, sondern seine wahren Erinnerungen. Immer schneller und schneller wurde der Tanz der Zerstörung, und dann sah Lloyd plötzlich Finn. Er hielt heulend einen Spiegel in seinen Händen, und in seinem Spiegelbild trug er ebenfalls Hörner auf der Stirn. Sobald Lloyd dies bemerkte, hatte auch der wirkliche Finn dieselben Hörner. Dann zersplitterte plötzlich der Spiegel ganz von selbst in tausend kleine Scherben. In feierlicher Ruhe zog Finn sein Schwert, richtete es gegen sich selbst und stieß es in seinen Bauch. Grenzenloses Entsetzen verzerrte sein Gesicht zu einer Grimmasse, als er bemerkte, dass er nicht starb. Er zog das Schwert wieder heraus, und stieß erneut zu. Und nochmal, und nochmal, und nochmal. Ein langezogener, wütender Schrei entrang sich seiner Kehle, als er wie ein Berserker auf seine am Boden verstreuten Eingeweide einhackte. Dann wechselte das Bild erneut, und Lloyd konnte den gesamten Stützpunkt der Templer sehen. Alle Räume zur selben Zeit. Überall wüteten schreckliche Dämonen. Dann bemerkte Lloyd, dass es keine Dämonen waren, die hier Amok liefen, sondern die früheren Bewohner des Bunkers selbst, alle mit Hörnern, Klauen und Hufen verunstaltet. In diesem Moment erwachte er.

»Nein.«, sagte Lloyd, und in seiner Stimme lag eine Sicherheit und Entschlossenheit von der er selbst nicht wusste, woher sie kam. »Wir können nicht umkehren, es gibt keinen Weg zurück.« Lloyd konnte selbst nicht sagen wie er an diese Worte gelangte, doch während er sie sprach wusste er, dass alles davon der vollen Wahrheit entsprach. »Was begonnen wurde, muss vollendet werden. Uns bleibt nur der Weg nach vorne, denn sobald wir umkehren oder gar nur stehenbleiben, sind wir verloren.« Zum ersten Mal seit er ihn kannte, sah Lloyd Pretor wirklich sprachlos. »Wir müssen ins Stadtzentrum«, sagte Lloyd, »Zum Höllentor.« Und wie zu seiner Bestätigung schlug genau in dieser Sekunde ein gewaltiger Blitz direkt hinter Lloyd in den Boden und blendete die drei mit seinem Licht und betäubte sie mit seinem Knall. Und während sie für kurze Zeit weder etwas sehen noch hören konnten, öffnete der Himmel seine Schleusen und ein schwerer Platzregen prasselte auf die Erde hinab.

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geschrieben von streitmonolog | 102 Kommentare | kommentieren

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